Der St.Vither Köchin Ricarda Grommes gehörten im November die Schlagzeilen. Als sie vom Gault&Millau zur „Entdeckung des Jahres“ für die Wallonie gekürt wurde, stand sie im Fokus der ostbelgischen Öffentlichkeit. In ihrem Schatten ging das „Couleur Rouge“ in Eupen ein wenig unter, auch wenn es – genau wie das St.Vither „Quadras“ – 14 von 20 möglichen Punkten erhielt und so zu den Aufsteigern gehörte.
Anfang 2016 hatten Thi Kim Bon Le und Phan Van Phuoc die Räumlichkeiten des ehemaligen Duo/Delcoeur in der Eupener Gospertstraße bezogen. Bis dahin hatte das Paar das „Couleur Rouge“ in Lüttich geführt, wo die Tester ihnen schon 13 Punkte gaben. Für Thi Kim Bon Le war die Neueröffnung in Eupen eine Rückkehr zu den Wurzeln, denn im ehemaligen Delcoeur hatte sie unter den Fittichen von Arthur Genten das Kochhandwerk gelernt.
Sie bietet an der neuen Wirkungsstätte aber keine Kopie der früheren Delcoeur-Küche an, sondern verfolgt ein eigenes Konzept. Sie verbindet heute noch viel mehr als früher die europäische und die asiatische Küche. Die Kombination unterschiedlicher Esskulturen und Kochkünste wird weitgehend als Fusionsküche bezeichnet. Auf der Karte (www.couleurrouge.be) befinden sich je fünf Vorspeisen, fünf Hauptgänge und fünf Desserts. Die Menüs kosten 37 Euro (drei Gänge) bzw. 47 Euro (vier Gänge). Da gibt es Kalbsbries gebraten mit Saké und frischem Trüffel oder Dreierlei von der Wildente an Rahmwirsing und Sauce von der Gojibeere. Mit dem preiswerten asiatischen Restaurant an der Ecke hat das nichts zu tun. Im Gegenteil. Die präzise arbeitende Vietnamesin schafft Kreationen, die geschmacklich ausbalanciert und optisch eine Augenweide sind. Die Präsentation lässt schnell eine Frau in der Küche vermuten.
Wir entschieden uns bei unserem Besuch für den Lunch (Vorspeise, Hauptspeise, Kaffee oder Thee) für 29 Euro. Thi Kim Bon bot an diesem Tag (siehe Foto oben) ein gebeiztes Zanderfilet, wobei der Fisch roh mit Meersalz und Piment-Pfeffer 48 Stunden lang mariniert wurde, an Salat von roten Linsen mit Kräutern und Yuzu-Zitrone sowie süß-sauer eingelegtes Gemüse. Kalamansi-Gelee, eine vietnamesische Mandarinenart, gab dem Gericht eine zusätzliche frische Note ohne zu dominant zu wirken. Im Hauptgang tischte das Haus ein mit asiatischen Gewürzen pochiertes Schweinefilet, Reis mit Gomasio (Gomasio kommt aus dem Japanischen und verknüpft die Wörter Goma= Sesam und Shio=Salz) und eine Sauce von gelbem Curry und grünem Pfeffer auf. Gedünstetes Gemüse rundete den Gang ab. Schon der vorab gereichte „Gruß aus der Küche“ hatte den Ehrgeiz der Köchin angedeutet, den Gästen etwas Besonderes bieten zu wollen.
Ihr Mann, einst Sommelier im Sternehaus „Hostellerie Lafarque“ in Pepinster, leitet den Service und hält bei der Weinbegleitung den einen oder anderen interessanten Tropfen aus dem breiten Angebot bereit. Die Überraschung gelang ihm zum Hauptgang mit einem typischen Bordeaux-Verschnitt, der aber aus Griechenland kam. Die Vorspeise begleitete ein leichter Vinho Verde aus Portugal. Der Rahmen des Delcoeur ist nahezu unverändert geblieben. (hegen)
Couleur Rouge, Gospertstrasse 22 – 24, 4700 Eupen
Tel.: 087 64 79 51
E-Mail: aucouleurrouge@gmail.com
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