In vielen Ländern sind Küchen im Freien üblich. Es liegt in der Natur der Sache, dass in Belgien eigentlich nur im Sommer im Garten gebrutzelt wird. Trotzdem gibt es derzeit einen Trend – von einfachen Grills hin zu kompletten Küchenzeilen.
Wenn es ums Kochen auf Balkon, Terrasse und im Garten geht, denken die meisten Menschen nur ans Grillen. Bislang. Geht es nach der Gartenbranche, wird sich das ändern. Wo es bisher nur große Grills mit Arbeitsecken gab, sollen künftig im Freien richtige Küchenzeilen mit Herd, Spüle und ausreichend Arbeitsfläche stehen. Das zeigen die Hersteller derzeit auf der Messe Spoga+Gafa in Köln, wo die Gartentrends für 2018 präsentiert werden.
Was bisher den Markt dominiert, sind Grills aller Formen, die etwas in die Breite gehen – wie eine Art Servierwagen, mit Ablage rechts und links neben der Grillfläche. Nun ändert sich das: „Die Küchen werden wertiger und etwas größer. Denn man will beim Grillen nicht ständig wieder ins Haus laufen müssen, um etwas zu holen“, erläutert Kirk Mangels von der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche.
Zeitersparnis ist auch das Argument mancher Hersteller: Oehler Outdoorkitchen zum Beispiel wirbt mit der gewonnenen Zeit, die man durch den neuen Wohn- und Arbeitsraum gemeinsam mit Familie und Freunden in der Natur verbringen kann. Nach dem Motto: Wer draußen kocht, ist draußen an der Sonne. Geschäftsführer Markus Oehler hat zunächst nur für sich eine Gartenküche gebaut und wurde dann durch Mundpropaganda immer häufiger angefragt. Er grillt dort sogar im Winter: „Eine Daunenjacke an, warme Schuhe, dann trinke ich einen Glühwein dazu – das geht natürlich.“
Das Unternehmen bietet verschiedene Module in einer Standardlänge von 1,25 Metern an, die man nach eigenen Vorstellungen zur Küchenzeile zusammenstellen kann – mit klassischem Grill, Plancha-Grill, Smoker oder Pizza- und Pastaofen. Auch Arbeitsplatten lassen sich einfügen. Das kanadische Unternehmen Napoleon bietet sogar Kühlschränke und Spüle für die Freiluftküche an.
Das Angebot wächst. Es gibt nicht nur mehr Formen und weitere Möbel. Auch setzen immer mehr klassische Grillspezialisten auf die Erweiterung zur Küche. So hat die Gartenmesse Spoga+Gafa in diesem Jahr erstmals eine eigene Halle für Grillanbieter freigeräumt, wo vermehrt die größeren Küchenzeilen zu sehen sind.
Das dürfte auch Verbrauchern ins Auge fallen: Zwar haben klassische Küchenanbieter den Markt für sich noch nicht entdeckt.
Aber viele Küchenstudios haben inzwischen auch eine Outdoor-Abteilung, berichtet Branchensprecher Mangels. Doch ein Problem hat der Markt weiterhin: Selbst wenn sie die teils noch recht hochpreisigen Möbel kaufen würden, für richtige Küchenzeilen haben die wenigsten Menschen den Platz auf dem Grundstück. Doch Napoleon-Geschäftsführer Michel Voragen ist sich sicher: „Die Outdoor-Küche wird nun teils schon bei der Hausplanung mit bedacht.“ Architekten bezögen die Arbeitsfläche im Freien mit in das Gesamtkonzept des Gebäudes ein.
Trotzdem: Bei dem, was im Handel als Outdoor-Küche angeboten wird, handelt es sich meist noch um ausgebaute Grilleinheiten. Und diese haben einige Vorteile – nicht nur preisliche: „Sie sind in der Regel komplett aus Leichtmetall und daher oft extrem leicht“, erklärt Küchenexperte Mangels. „Nur selten sind die Einheiten verbaut, sondern bleiben mobil.“ Man kann sie also bis zum nächsten Grillen in die Garage oder den Keller stellen – und den Platz im Garten bis dahin für anderes nutzen.
Es gibt allerdings auch schon erste Ideen zum Platzsparen und zur Lagerung echter Outdoor-Küchen: Cube fx zum Beispiel, ursprünglich ein Anbieter von kleinen Hühnerhäuschen für den Garten, bietet ein Gartenhäuschen aus Edelstahl an. Wird die Tür und Klappe der Kammer geöffnet, kann auf Schienen eine Küchenzeile aus zwei Modulen über Eck ins Freie gefahren werden – und genauso wieder verschwinden. (dpa/Foto: Ina Fassbender/dpa-tmn)