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«Winzer des Jahres» kommt von der Saar

Es ist wie ein Ritterschlag für die deutschen Winzer: Die Preisvergabe des Gault&Millau. Hoch nervös sitzen sie jedes Jahr vor der Verkündung im Saal. Eine Familie von der Saar jubelte in diesem Jahr besonders.

Die begehrte Auszeichnung «Winzer des Jahres» des Weinführers Gault&Millau geht für 2017 an die Saar. Hans-Joachim und Dorothee Zilliken aus dem rheinland-pfälzischen Saarburg freuten sich überschwänglich über den Preis, der ihnen Anfang November  in Mainz überreicht wurde. «Für mich ist diese Auszeichnung quasi der Ritterschlag», sagte Hans-Joachim Zilliken, der den Keller in diesem Jahr an seine Tochter übergab.

Dorothee Zilliken sagte, es sei schön, dass nicht nur die trockenen, sondern auch fruchtige Weine, wie ihre Familie sie produziere, wieder Beachtung bekämen. Die Experten des Weinguide Gault&Millau Deutschlands 2017 testeten mehr als 13.000 Weine von 1200 deutschen Weingütern.

Hans-Joachim Zilliken und seine Tochter Dorothee vom Weingut Forstmeister Geltz Zilliken: Die Kritiker des Gault Millau WeinGuide Deutschland 2016 haben die beiden zu den "Winzern des Jahres" gekürt. Foto: Susann Prautsch/dpa

Hans-Joachim Zilliken und seine Tochter Dorothee vom Weingut Forstmeister Geltz Zilliken: Die Kritiker des Gault Millau WeinGuide Deutschland 2016 haben die beiden zu den „Winzern des Jahres“ gekürt. Foto: Susann Prautsch/dpa

 

Chefredakteur Joel B. Payne erklärte zu dem Weingut: «Ein beeindruckend tiefer Keller mit fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, darin perfekt gepflegte Holzfässer, in denen die brillantesten aller Saarweine heranreifen.» Die Weine besäßen «wahrlich zeitlose Größe, fernab jedes Modetrends».

Der Titel «Kollektion des Jahres» geht an Ulrich Mell vom Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan im pfälzischen Deidesheim. «Aufsteiger des Jahres» ist das Weingut Jakob Schneider an der Nahe.

Die «Entdeckung des Jahres» kommt von der Ahr: Die frühere Deutsche Weinkönigin Julia Bertram. Mit dem Titel «Sommelier des Jahres» kann sich Marco Franzelin, Restaurantchef im Vendôme in Bergisch Gladbach in Nordrhein-Westfalen, schmücken.

Julia Bertram wurde zur "Entdeckung des Jahres" gekürt. Foto: Susann Prautsch/dpa

Julia Bertram wurde zur „Entdeckung des Jahres“ gekürt. Foto: Susann Prautsch/dpa

 

Damit gehen in diesem Jahr – bis auf den Sommelier – alle Titel nach Rheinland-Pfalz, wo zwei Drittel des deutschen Weins angebaut werden. Auch die Siegerweine und -sekte des Jahres kommen überwiegend aus dem Bundesland, in dem gleich sechs Weinanbaugebiete liegen.

Insgesamt loben die Tester den Jahrgang 2015. In der Geschichte des Gault&Millau habe es noch nie eine derartige Fülle an großartigen edelsüßen Weinen gegeben. Gleich viermal vergaben die Tester bei diesen Gewächsen die Höchstnote von 100 Punkten – in anderen Jahren erreicht dies gar keiner.

Der Name Gault&Millau geht auf die Journalisten Henri Gault und Christian Millau zurück, die 1969 in Frankreich erstmals ihren Feinkost-Führer herausbrachten. Die Redaktion des Gault&Millau Weinguide hat den Anspruch, dass kein Wein und kein Weingut von Bedeutung darin fehlen sollen.

Hier einige Gewinner 2017 im Überblick:

«Winzer des Jahres»: Familie Zilliken von der Saar betreibt ein seit 1742 bestehendes Traditionshaus, das großes Ansehen genießt. Im vergangenen Jahr gab der Gault&Millau dem Weingut Zilliken Forstmeister Geltz die zweithöchste Note, nämlich vier Trauben – in diesem Jahr wurde der Betrieb von Vater Hans-Joachim, Ehefrau Ruth und Tochter Dorothee Zilliken ganz an die Spitze gewählt. Die Familie bepflanzt elf Hektar ausschließlich mit Rieslingen. Vater und Tochter managen zusammen den Keller, der drei Stockwerke tief in die Erde reicht.

«Entdeckung des Jahres»: Noch vor drei Jahren war Julia Bertram Deutsche Weinkönigin, nun wird sie als Winzerin gewürdigt. Im Weingut in Dernau an der Ahr zeige sie, dass sie ihr theoretisches Wissen auch praktisch umsetzen könne, meint der Gault&Millau. 2013 produzierte Bertram ihren ersten Wein im Kleinstertrag, 2014 die erste Weinlinie. Sie setzt auf langlebige Burgunder, die von alten Reben kommen, von Hand gelesen werden und in Holzfässern von Küfern reifen, die sie persönlich kennt. «Es ist schön, dass meine Philosophie durch den Preis bestätigt wird», sagt sie.

«Sommelier des Jahres»: Marco Franzelin ist seit mehr als drei Jahren Restaurantchef im Vendôme in Bergisch Gladbach in Nordrhein-Westfalen, einem Gourmet-Tempel mit drei Michelin-Sternen. Zum großen Neun-Gänge-Menü präsentiert er neun Weine – die Karte mit den Flaschenweinen hingegen hat er reduziert. Küchenchef Joachim Wissler kocht hochkomplex, was Sommelier Franzelin fordert. Dabei beweise er einen siebten Sinn für Neues in der Weinwelt, meinen die Tester. Seine Weine sind international, weil im Restaurant auch oft an der Hälfte der Tische Englisch gesprochen wird.  (dpa)

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