Weihnachtsschinken, Rehkeule, Rinder- oder Gänsebraten: An den Festtagen wird meist deftig aufgetischt. Saucen sind gehaltvoll, kalorienreich die Desserts. Zudem wird an den Feiertagen dem Alkohol reichlich zugesprochen. Zum Jahreswechsel knallen Sektkorken, und am Neujahrstag taucht ächzend der Wunsch auf, den Kater irgendwie wegzuschlemmen. Auf Knopfdruck funktioniert das leider nicht.
Allerdings kann man geschickt vorbeugen. Außerdem gibt es Mahlzeiten, die über wohltuende Eigenschaften verfügen nach einem Zuviel an tierischem Eiweiß, Fett und Alkohol.
Kurkuma vor dem Alkoholgenuss
In der besten aller Welten wären alle vernünftig und würden von Anfang an Maß halten – bei den Speisen ebenso wie bei den Getränken. So wie es die traditionelle indische Heilkunst Ayurveda vorsieht, zu deren ganzheitlichem Ansatz eine bewusste Ernährung zählt. In der ayurvedischen Küche lautet das Credo, grundsätzlich so zu essen und trinken, dass es bekömmlich ist und stärkt.
«Wenn man mal über die Stränge schlägt, trägt man schlicht und einfach die Konsequenzen», sagt Clarissa Döttinger, Inhaberin der Satyam School Of Ayurveda in München. «Und wenn geschlemmt wird, ist man sich dessen bewusst, dass das einen Preis hat. Jeder trägt die Verantwortung für sein Handeln. Es ist eine bewusste Entscheidung und der Augenblick wird ein Genuss ohne Reue.»
Döttingers Tipp, damit der Preis nicht zu hoch ausfällt: Kurkuma vor dem Alkoholgenuss. Denn der gelblichen Wurzel wird eine antioxidative und entgiftende Wirkung zugeschrieben.
Bitter hilft in bitteren Momenten
Und was tun im Nachgang von zu üppigem Genuss? Nach dem Aufstehen empfiehlt Döttinger Zitronensaft mit lauwarmem Wasser, gefolgt von Tees («Ingwertee!») und Gemüsesorten («warm und gekocht»), denen die Geschmacksrichtung bitter zugeschrieben wird: Löwenzahnblätter, Endivien, Radicchio, Spinat, Artischocken, Kohl und Chicorée. Zudem gelten frische Kräuter als reinigend, klärend und entgiftend.
Radicchio, Chicorée sowie die glatte und die krause Endivie schmecken herb und ein wenig bitter. Der Grund dafür ist der Bitterstoff Lactucopikrin, der in den Blattrippen sitzt. Bitterstoffen wird eine verdauungsanregende Wirkung zugesprochen, zudem liefern sie Vitamin C. Auch Gemüsesuppen, rohes oder gedünstetes Gemüse und viel Obst sind leichte Alternativen.
Wer Kräuter üppig nutzt, setzt frische Geschmacksakzente, etwa mit Rosmarin, Ingwer, Bockshornklee, Piment, Kurkuma oder Kreuzkümmel. Salate, Obst und Gemüse können auch als Smoothie verzehrt werden – mit Apfel, Banane, Brokkoli, Spinat, Mangold, Feld- oder Endiviensalat. Kresse, Basilikum, Avocado, Mango oder Ananas.
Miso, die «echte Umami-Bombe»
Bewährt bei einem Katerfrühstück sind eine hohe Flüssigkeitsaufnahme sowie eine fett- und eiweißreiche Kost. Je nach individuellen Vorlieben schwören einige auf Saures (Essiggurken), andere auf Salziges (Rollmops). Claudia Zaltenbach, Kochbuchautorin, Food- und Reisebloggerin, hat gute Erfahrungen mit Gemüsesuppen und Brühen gemacht. Sie sind «gehaltvoll, aber nicht beschwerlich».
Wem nach würzigen Speisen ist, bereitet eine Misosuppe zu. «Miso, das wörtlich übersetzt aus dem Japanischen „Quelle des Geschmacks“ bedeutet, zeichnet sich durch tiefen Geschmack und eine unglaubliche Aromenvielfalt aus», sagt Zaltenbach. Da kaum eine Speise ihre Sinne je so berührt hat, widmete die Autorin Miso gleich ein ganzes Buch.
Miso ist eine fermentierte Sojabohnenpaste, die aus den drei Zutaten Getreide, Salz und Bakterien besteht. «Dass Miso ein so unglaublich reichhaltiges Aroma bekommt, verdankt es einem Schimmelpilz mit dem Namen Aspergillus oryzae, der die Fermentation in Gang setzt», beschreibt es Zaltenbach. «Miso ist nicht nur reichhaltig an Nährstoffen und Spurenelementen, es ist auch eine echte Umami-Bombe.»
Umami ist die fünfte Geschmacksrichtung neben süß, sauer, salzig und bitter, die als «herzhaft, würzig» bezeichnet wird. Für eine Misosuppe wird außerdem noch Dashi benötigt, eine Brühe aus Braunalgen und Bonitoflocken. Wer jedoch angeschlagen ist, greift bei der Dashi-Brühe zur Instantvariante.
Dem Kater mit Suppe Paroli bieten
Internationale Inspiration holt sich auch Maximiliane Wetzel. Sie hat mit zwei Partnern in Berlin das Restaurant «Frühstück 3000» eröffnet, und auch sie tendiert zur Suppe, mit der dem Kater Paroli geboten werden soll: «Wir empfehlen die Vietnamesische Reissuppe, deren Fond mit Sternanis, Zimt und Ingwer angesetzt wird. Diese Gewürze hat man nach der Weihnachtszeit wahrscheinlich noch zu Hause.» Die Suppe ist herzhaft und cremig und wird mit gekochtem Entenfleisch und einem rohen Eigelb serviert, welches dann mit der Suppe vermengt wird.
Sollte ein wenig Gans vom Weihnachtsessen übrig sein, kann auch das Fleisch verwendet werden. Die Suppe ist angenehm salzig – genau das Richtige nach viel Alkohol am Vorabend. Wer es etwas handfester mag, tischt Langosch auf, ein ungarisches Hefegebäck. Der Hefeteig wird ausgebacken und mit Sour Cream, knusprigem Speck und Bergkäse serviert. «Wir geben ein Sauerkrautgranité dazu, welches eine angenehme Frische mitbringt und das etwas schwere Gericht leichter macht. Das wäre sozusagen das Pendant zu der Pizza, die ja bekanntermaßen gegen Kater hilft», sagt Maximiliane Wetzel. (dpa/Foto: Claudia Zaltenbach/Hädecke Verlag/dpa-tmn)
Rezept für Miso-Nudelsuppe von Claudia Zaltenbach
Die Bloggerin Claudia Zaltenbach empfiehlt zum Beispiel für den Neujahrstag eine Miso-Nudelsuppe mit Shiitake-Pilzen, Spinat und Sprossen. Hier ihre Rezeptidee.
Zutaten für zwei Personen:
40 g Lanzhou Nudeln (oder Soba Nudeln), 1 Liter Dashi-Brühe, 3 EL weißes Miso (Shiro Miso), 2 Handvoll Spinatblätter, 2 Handvoll frische Mungbohnensprossen, 8 Shiitake-Pilze, den Stiel entfernt,
2 Wachteleier, Shichimi tōgarashi (japanisches Sieben-Gewürz-Pulver), 1 TL Butterschmalz, Salz, frisch gemahlener Pfeffer, 1 Frühlingszwiebel, das Grün in feine Röllchen geschnitten, nach Bedarf 2 TL Koku Miso (Miso in Streuform)
Zubereitung:
1. Die Nudeln in Salzwasser nach Packungsanweisung bissfest kochen.
2. Die Dashi-Brühe erhitzen und das Miso darin verrühren. Abschmecken und eventuell etwas Miso noch dazugeben. Die Suppe sollte würzig sein.
3. Die Shiitake-Pilze in Scheiben schneiden und in einer Pfanne in Butterschmalz anbraten. Nach etwa 4 Minuten die Temperatur auf mittlere Hitze zurückstellen und den grob gezupften Spinat und die Mungbohnen dazugeben. Unter Rühren anbraten, dann einen Deckel auf die Pfanne legen und 2-3 Minuten schmoren lassen. Salzen und leicht pfeffern.
4. Die Wachteleier als Spiegeleier braten.
5. Die Brühe auf Schalen verteilen, die Nudeln mit einer Fleischgabel aufdrehen und in die Brühe setzen. Die Pilze und den Spinat dazugeben und je ein Spiegelei darauf setzen. Mit Shichimi tōgarashi und, wenn vorhanden, mit Koku Miso und den Frühlingszwiebelröllchen bestreuen. (dpa)