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Alain Jacobs gibt dem deutschen Wein ein Gesicht

Noch zu Beginn dieses Jahrtausends wurden viele deutsche Weine von Feinschmeckern herablassend als süß und billig abgetan. Doch schon damals befand sich die  Weinwelt im Nachbarland im Wandel. Junge Winzer(innen) übernahmen in den Weinbergen und den Kellern das Kommando von ihren Eltern und setzten mehr auf Qualität statt auf Quantität. Die Imagekorrektur gelang und läuft noch immer auf Hochtouren.

„Ja, es macht heute mehr Spaß denn je, den deutschen Wein zu vertreten“, gesteht Alain Jacobs, Leiter der Informationsbüros für deutschen Wein in Belgien und den Niederlanden, und freut sich über den steigende Anerkennung bei Experten und Endverbrauchern. Der 53-Jährige stammt aus Born, hat in St.Vith die Schule besucht und nach einem Marketingstudium in Lüttich sowie ersten beruflichen Erfahrungen diese Aufgabe 1995 für Belgien übernommen. Sieben Jahre später vertraute ihm das Deutsche Weininstitut auch die Niederlande an. „Bei der ersten Messe kochte noch jeder Winzer sein eigenes Süppchen. Jetzt ziehen alle an einem Strang“, umschreibt der Ostbelgier den Sinneswandel bei den qualitätsbewussten Weinbauern von heute. Die Weine wurden trockener, eleganter und finessenreicher und sind daher auch ein beliebter Partner für die Gastronomie.

„Deutschland hat 13 Regionen, die alle ihr eigenen Eigenschaften haben.“

Während es im südlichen Landesteil noch immer viele Vorbehalte gibt, sind deutsche Weine in Flandern und in den Niederlanden  ausgesprochen angesagt .  „Der Flame ist wesentlich offener in diesem Punkt, doch hat das auch damit zu tun, dass er deutlich mehr Weißwein als der Rotwein-affinere Wallone trinkt“, erklärt er die unterschiedliche Akzeptanz.

Sein Faible für das Thema begann mit dem Besuch einer Weinprobe in Brüssel. Dieses hat den Quereinsteiger nicht mehr losgelassen. „Deutschland ist aber nicht nur ein Rieslingland. In Franken habe ich kürzlich hervorragende Silvaner verkostet“, gerät der Weinliebhaber ins Schwärmen.

Vor allem die Bio-Winzer, die aufgrund einer EU-Klassifizierung das Mittel Kaliumphosphonat nicht gegen den Pilzbefall einsetzen dürfen, hatte im nassen Frühjahr mit Mehltau zu kämpfen. Foto: dpa

Vor allem die Bio-Winzer, die aufgrund einer EU-Klassifizierung das Mittel Kaliumphosphonat nicht gegen den Pilzbefall einsetzen dürfen, hatten im nassen Frühjahr mit Mehltau zu kämpfen. Foto: dpa

 

2016 wird ein gutes Jahr. Kein Zweifel. „Ich war noch Mitte Oktober in verschiedenen Regionen und überall waren die Winzer mit dem eingefahrenen Lesematerial total zufrieden“, berichtet Jacobs. Säure und Restzucker sorgen für ideale Ausgangsbedingungen. Dabei hatte es im Frühjahr noch nicht nach einem guten Jahr ausgesehen. Die Feuchte machte vor allem den Bio-Winzern zu schaffen, die mit Mehltau zu kämpfen hatten. Zusätzlichen Kosten sind die Folge. Ein heißer September und ein Goldener Oktober waren dann ein Geschenk.

Deutscher Rotwein, wie hier Spätburgunder aus Sachsen, gewinnt zusehends an Beliebtheit. Foto: Arno Burgi/dpa

Deutscher Rotwein, wie hier Spätburgunder aus Sachsen, gewinnt zusehends an Beliebtheit. Foto: Arno Burgi/dpa

 

Deutschland setzt sich derzeit aber auch in Sachen Rotwein auf die internationale Weinkarte: „Im Trend liegt vor allem der Spätburgunder, der im frankophonen Belgien immer mehr als Alternative zum Pinot Noir aus dem Burgund und dem Elsass wahrgenommen wird“, meint der Eifeler mit Wohnsitz Oelegem nach den gemachten jüngsten Erfahrungen auf der Megavino-Messe in Brüssel. Ein Drittel der deutschen Weinproduktion sind Rotweine.

Gerne hätten wir von ihm drei persönliche Favoriten unter den Winzern gewusst, doch hüllt er sich auf diese Nachfrage hin in Schweigen: „Da bin ich zur Neutralität verpflichtet. Deutschland hat 13 Regionen, die alle ihr eigenen Eigenschaften haben. Die Weine sind so vielfältig, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.“ (hegen)

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