Tipps & Tricks

Food-Fotografie: Essen ins rechte Licht rücken

Wer als Laie schon einmal versucht hat, die eigenen Kochkünste fotografisch festzuhalten, kennt das vermutlich: Selbst das appetitlichste Gericht sieht auf einmal zum Fürchten aus. Woran liegt das und was kann man besser machen?

Ein gutes Essensfoto braucht vor allem gutes Licht. Stellen Sie deshalb das Essen nah an ein Fenster, um möglichst Tageslicht einzufangen. «Das Licht sollte von schräg seitlich oder von schräg hinten kommen, nicht von oben oder von vorne», rät Food-Bloggerin Vera Wohlleben. Direktes Sonnenlicht wirft zu harte Schatten. Am besten sei daher ein Fenster, das nach Norden, Westen oder Osten ausgerichtet ist, meint Sebastian Barsch vom Fachmagazin «Chip Foto-Video».

Das Licht in den frühen Morgenstunden ist für Foodfotografie gut geeignet, erklärt Stina Spiegelberg. «Dann ist der Schatten noch relativ weich und die Farben kommen schön leuchtend und natürlich zur Geltung», sagt die Food-Fotografin und TV-Köchin. Je nach Jahreszeit sei zudem der frühe Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr passend.

Für den Winter empfiehlt Spiegelberg so genannte Softboxen, die mit Hilfe einer Art Pergamentpapier ein weiches Licht schaffen. Wenn Sie so eine Softbox verwenden, sollten Sie allerdings den Raum vorher abdunkeln, um das künstliche Licht nicht mit Tageslicht zu mischen.

45-Grad-Winkel rückt Essen ins Zentrum

Wer im Restaurant fotografieren möchte, sollte Wohlleben zufolge aus der Not eine Tugend machen und die Stimmung mit einbeziehen. Der Hintergrund ließe sich etwa mit Brotkorb und Weingläsern verschönern. «Nicht der Versuchung erliegen und den Frontalblitz verwenden, das bekommt Foodfotos in kaum einem Fall gut», warnt Wohlleben. Denken Sie stattdessen – wenn möglich – von vornherein bei der Platzwahl an das spätere Werk, und wählen Sie zum Beispiel einen Platz nahe am Fenster, aber keinesfalls direkt unter einer Lampe.

Wer im Restaurant fotografieren möchte, sollte die Stimmung mit einbeziehen und einen Platz nahe am Fenster wählen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Aus welcher Perspektive fotografiert wird, ist abhängig vom Gericht. Überlegen Sie: Was ist der Trumpf der Speise, was macht sie so lecker und was will ich herausstellen? «Ein Stapel fluffiger Pfannkuchen kommt am besten von frontal zur Geltung», weiß Wohlleben. Eine lecker belegte Pizza dagegen sei prädestiniert für die Vogelperspektive. Die Sicht desjenigen, der das Essen verspeisen will, ist meist ideal, also ein 45 Grad-Winkel. Diese Perspektive eigne sich auch gut für flache Gerichte oder Gebäck, erklärt Spiegelberg. «Bei einer Suppe oder Bowl ist es besser, sie anzuschrägen, damit der Betrachter den Inhalt zu sehen bekommt.»

«Einfach mal um das Essen herum wandern», rät Barsch, «dann sieht man auch, wie das Licht sich verändert.» Dabei gilt: Im Mittelpunkt steht das Essen, der Hintergrund sollte also nicht zu überladen wirken. Anfängern rät er zur einfarbigen, hellen Wand oder zu einer Pappe.

Geschichten erzählen

Dennoch kann und soll der Hintergrund die Stimmung unterstützen. Zum Beispiel wirkt rustikales Holz gut bei einem herzhaften Gericht, weiß Wohlleben. Zu einer feinen Erdbeertorte passe meist besser ein heller Untergrund, zu einer Pfanne mit Käsespätzle eher ein dunkler. «Farblich macht man mit natürlichen Neutraltönen wenig falsch», meint die Fotografin. Wer mag, kann mit Farbkontrasten experimentieren.

«Gute Essensfotos erzählen eine Geschichte», sagt Spiegelberg. Welche Zutaten wurden verwendet? Hat schon jemand abgebissen? Es gehe darum, nicht nur das Essen abzuknipsen, sondern festzuhalten, in welcher Situation man das essen würde. Schön wirke Essen, das ein bisschen angefangen ist, «das impliziert eine gewisse Heimeligkeit». Wenn noch eine Gabel im Essen liegt, sieht es nahbarer und ästhetischer aus.

Ein guter Trick: Wählen Sie einen nicht zu großen Teller und überladen Sie ihn nicht. «Jede Zutat sollte gut erkennbar sein», stellt Barsch fest. Dann wirke das Essen appetitlicher. Ein paar frische Kräuter oder Gewürze bringen zusätzlichen optischen Schwung.

Fehler im Nachhinein korrigieren

Selbst Fotografie-Anfänger können in der Nachbearbeitung am Rechner noch den einen oder anderen Fehler korrigieren – etwa mit Freier Software wie Darktable und Raw Therapee oder mit Adobes kostenfplichtigem Lightroom. Damit lassen sich unter anderem die Farbtemperatur, Helligkeit, Tiefen, Kontrast oder Sättigung ausgleichen, erklärt Food-Bloggerin Vera Wohlleben. «Mit dem Korrekturpinsel sogar nur punktuell, was hilft, wenn man einfach nur die Speise etwas aufhellen möchte, nicht aber den Hintergrund.»

Googles kostenlose App Snapseed (Android und iOS) bietet die Möglichkeit, den Farbkontrast anzusteuern oder bestimmte Bereiche im Bild verschwimmen zu lassen, berichtet Sebastian Barsch vom Fachmagazin «Chip Foto-Video». «Man hat einige Werkzeuge zur Hand, mit denen man sein Bild etwas aufhübschen oder hässliche Stellen retuschieren kann.» Die Handhabung sei sehr einfach und auch für Laien durchschaubar. (dpa/Foto: Aileen Kapitza/minzgruen.com/dpa-tmn)

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