Die aktuelle Jahreszeit erlaubt es nicht, direkt am See von Robertville zu speisen. Dennoch kann der Feinschmecker aus dem modernen Speisesaal des Hotel des Bains den Blick auf den Stausee genießen und dabei exzellent speisen. Seit Mitte des Jahres herrscht Samuel Blanc über die Küche des Traditionshauses. Der Franzose ist kein Unbekannter in der Region, kochte er doch zehn Jahre in Pepinster in der Hostellerie Lafarque und leitete anschließend die Küchen des Hotels Crowne Plaza (heute Les Comtes de Méan) in Lüttich, mit dem Gastronomierestaurant „Le Sélys“ als Aushängeschild.
Nun ist der ehemalige Sous-Chef des deutschen Kultkochs Harald Wohlfahrt im Osten des Landes gelandet, wohin ihn der Ruf von Jean-Pierre Robert lockte, der sich nun mehr auf sein jüngstes Kind, das „Au Cheval blanc“ im Zentrum von Weismes, konzentriert. 16 Gault&Millau-Punkte hatte der 45-Jährige einst bei Lafarque, 15 in Lüttich und für die aktuelle Ausgabe liebäugelte er vor zwei Wochen in einem Apéro-Interview mit 13 oder 14 Punkten. „Das wäre ein guter Start“, sagte Blanc. Es wurden schließlich 14. Ziel erreicht.
Der Küchenchef musste zunächst Brücken zwischen der bestehenden und „seiner“ Kundschaft schlagen und präsentiert an seiner Wirkungsstätte inzwischen Gerichte, die deutlich seine Handschrift tragen: saisonal geprägt und mit erstklassigen Produkten aus der Region, insofern dies möglich ist, und immer in dem Bemühen, jedem Gang eine besondere Note zu geben.
Die von den Testern des Gault&Millau gezückte 14er Wertung hat Blanc mehr als verdient. Er selbst will nichts überstürzen, da das Projekt „Hotel des Bains“ für ihn langfristig angelegt ist. Noch immer wohnt der Vater von zwei Töchtern in Goffontaine, doch ist er mit dem Wechsel nach Robertville zumindest kulinarisch zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Blanc gilt als Verfechter der klassischen Küche, schafft es aber, diese mit der Moderne zu verknüpfen. Alles ist perfekt abgeschmeckt, mit Liebe zum Detail angerichtet. Bei ihm trifft sich Klassik und Avantgarde. Durch diese gelungene Zusammenführung ist die Küche alles andere als langweilig, sondern eine zeitgemäßie Interpretation auf klassischer Basis.
Mittags gibt es eine Lunch-Karte, die drei Vorspeisen (16 bis 21 Euro), drei Hauptänge (24 bis 30 Euro) und drei Desserts (9 bis 11 Euro) umfasst und das Können Blancs andeutet. Wer übrigens einen Besuch des Wellnessbereichs des Hotels mit einem dreigängigen Mittagesessen verknüpfen möchte, kann dies für insgeamt 55 Euro tun. Wer intensiver in die Kochkunst Blancs eintauchen möchte, der kann am Abend zwischen zwei verschiedenen Menüs (68/94 Euro) wählen oder sich aus diesen Menüs einzelne Gerichte zusammenstellen.
Die Weinkarte wird von französchen Winzern dominiert und bietet rund 200 Positionen ab 40 Euro aufwärts. Neben etablierten Weinbauern kann man einige Shootingstars entdecken, die der geschulte Service auf Wunsch passend zu den Kreationen im ansprechenden Rahmen serviert.
Fazit: Ausgezeichnete Küche, die mittags günstig ist, abends aber ihren Preis hat. Wer die Kreationen von Samuel Blanc bereits in Pepinster oder Lüttich genossen hat, der sollte dem Hotel des Bains einen Besuch abstatten, denn nirgendwo war die Aussicht schöner als hier. Alle anderen begehen mit einem Zwischenstopp unweit der Staumauer ebenfalls keinen Fehler. (hegen)
Hotel des Bains, Haelen 2, 4950 Robertville -Tel. 080/67.95.71 Fax: 080/67.81.43 Email: info@hoteldesbains.be
Ruhetage: Sonntagabend, Montag, Dienstagmittag