Mit Cocktailfrüchten aus der Dose hat Bowle heute nur noch wenig zu tun. Stattdessen: Frische Zutaten, guter Wein oder Sekt. «Es wird mehr Wert auf die Qualität der Produkte gelegt, die man auswählt, und dann wird es auch wirklich zu einem Geschmackserlebnis», sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Viele Dinge würden ja gerade wiederentdeckt und neu interpretiert – so sei es auch mit der Bowle.
Gerade saisonale Kräuter und Früchte bieten sich wunderbar für eine Bowle an. Im Sommer können Wanderer im Wald erntereifen Waldmeister finden, es gibt frische Erdbeeren und bis in den Spätsommer hinein Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren. «Vieles, was man im Wald findet, eignet sich für eine spannende Bowle», erklärt Jens Mäder. Er ist Lebensmittelchemiker und arbeitet in der Forschung und Entwicklung eines Herstellers von natürlichen Aromen und Pflanzenextrakten.
Aber was passt zusammen, und welche Zutaten sollte man lieber nicht zusammenmischen? «No-Gos gibt es nicht. Im Prinzip kann man alles miteinander kombinieren, solange es schmeckt», erklärt Jennifer Schmidt. Sie betreibt einen Catering-Service, der sich auf Bowle spezialisiert hat.
Die Kombination von Mango und Pfirsich sei ein Klassiker, aber auch Himbeeren und Cranberrys passen gut zusammen, so Mäder. Außerdem können Botanicals, also etwa Kräutern, Blättern oder Samen, der Bowle das gewisse Etwas geben.
Bei Jennifer Schmidts Kunden komme aber immer noch die klassische Erdbeerbowle gut an. Dazu passe sehr gut Waldmeister, Basilikum oder Minze. Auch Mäder empfiehlt die Kombination: «Erdbeere und Minze ergänzt sich sehr gut. Minze bringt diese Frische und leicht scharfe Mentholnote rein und die Erdbeere die Frucht.»
Damit die Bowle gelingt, empfiehlt Ernst Büscher, nicht zu viele Zutaten zu mischen. Auch Mäder warnt davor. Einzelne Komponenten seien sonst nicht mehr herauszuschmecken. «Wenn in der Bowle fünf oder sechs Zutaten drin sind, muss man das schon sehr gut ausbalancieren», erklärt der Chemiker. Das Prinzip sei ähnlich wie bei einem Parfum – mit Kopfnoten, die schon herausgerochen werden können, und mit Basisnoten, die den eigentlichen Charakter bestimmen.
Wer sich etwas unsicher ist oder mit den Zutaten experimentieren möchte, dem empfiehlt Mäder, zunächst nur eine kleine Menge zuzubereiten, etwa ein Trinkglas voll. Schmeckt die Mischung, lässt sie sich ganz einfach auf die passende Menge für das Bowlegefäß hochrechnen.
Der passende Wein oder Sekt sollte anhand der Früchte ausgewählt werden. Zu einer Erdbeerbowle passe laut Büscher beispielsweise ein leichter Roséwein oder ein Rosésekt. Zu einer Pfirsichbowle empfiehlt er einen Riesling. Und zu roten Bowlen, beispielsweise mit frischen Kirschen, passen gerbstoffärmere Weine wie ein Trollinger. Mineralwasser eigne sich, um die Bowle etwas zu verdünnen, um etwa den Alkoholgehalt einzustellen.
Um die Früchte optimal vorzubereiten, sollten sie je nach Sorte vorsichtig geschält und nicht zerquetscht werden. Außerdem können die Früchte mit etwas Zucker oder einem Fruchtlikör eingelegt werden. «So erschließt sich das Aroma besonders gut», sagt Büscher. Mäder empfiehlt für ein besonders gutes Aroma sogar, die Früchte bestenfalls über Nacht ziehen zu lassen.
Fünf bis acht Grad
Allerdings kann so schnell die Optik der Früchte leiden. Daher rät Jennifer Schmidt zur Vorsicht: «Ananas kann man super einlegen.» Honigmelone, Erdbeeren und Himbeeren sollte man allerdings nicht zu lange ziehen lassen. Vor allem letztere können sonst schnell unappetitlich aussehen.
Sind alle Zutaten aufeinander abgestimmt, kann die Bowle serviert werden – und das am besten kühl. Ernst Büscher empfiehlt eine Temperatur von fünf bis acht Grad. Wichtig sei allerdings, Eiswürfel nicht direkt in die Bowle zu geben, da sie so schnell verwässere. Stattdessen wird das Bowlegefäß gekühlt. So sind der bleibende Geschmack und die Erfrischung garantiert. (dpa/Foto: www.deutscheweine.de/dpa-tmn)