Als Vincent Cools seine beruflichen Zelte 2009 in der rue de l’Eglise in Welkenraedt aufschlug, setzte er nach dem Aus in Eupen zunächst auf zwei Standbeine: Zum einen war das Lokal zur Straßenseite hin eine Frittenbude, zum anderen konnte man im hinteren Bereich Fisch- und Fleischgerichte „à la carte“ genießen. Dieses Konzept hat der Koch inzwischen zu Grabe getragen. Da der Restaurantbetrieb zusehends zunahm, nahm er von der klassischen Frittenbude Abschied, baute im vergangenen Jahr umfangreich um und setzt nun ausschließlich auf die Gäste, die mehr als Fritten und Frikadellenwürste mit Andalouse-Sauce wünschen.
Vincent Cools war beim Start in sein Welkenraedter Abenteuer kein Unbekannter in der Branche. Ab 1998 hatte er u. a. das „Table de Vincent“ im Eupener Ortsteil Hütte geführt. Für die Kritiker des Gault&Millau galt das Haus lange als „Lieblingsadresse“ („Coup de Coeur“ und 14 Punkte). Und zu dieser hat sich das „A l’ombre du clocher“ (im Schatten der Kirchtürme) in der Zwischenzeit für viele Menschen entwickelt, die gute Leistung zu einem fairen Preis bekommen möchten.
An der Hotelfachschule von Spa hatte er einst das Handwerk erlernt und anschließend im Escargot (Welkenraedt), im Luxembourg (St.Vith), im Hof de Draeck (Teuven) sowie im Au Carré (Eupen) erste Erfahrungen gesammelt, bevor er Küchenchef im „Emile Jacob“ (Eupen) wurde und anschließend sein erstes eigenes Ding machte. Vor der Rückkehr in seinen Heimatort vor fast acht Jahren führte er auch das traditionsreiche Rotterwäldchen in Eupen.
Die Spitzengastronomie ist heute nicht mehr die Ambition des 47-Jährigen, sondern vielmehr eine typisch belgische Küche, die auch punktuell gerne oberhalb der Brasserieklasse angesiedelt ist. Dass er sein handwerkliches Können im Laufe der Jahre am Herd nicht verlernt hat, davon überzeugen sich Woche für Woche viele Genießer aus der Region, denen er am Wochenende ein Drei-Gang-Menü (35 Euro) anbietet.
Auffallend ist, dass der freundliche Service neben der Weinkarte auch eine umfangreiche Bierkarte mit 40 Positionen reicht, sicherlich eine Seltenheit in der Region, aber passend u. a. zur aktuellen Muschelsaison, die auch bei Vincent Cools ihren Niederschlag findet. Die 1,2 kg Portion kostet hier 22 Euro, mit einer Sauce 24 Euro.
Die Speisekarte ist ausgesprochen vielseitig. Seit jeher genoss Vincent Cools einen ausgezeichneten Ruf für seine Fischzubereitungen. So bietet er bei den Vorspeisen Scampis oder Jakobsmuscheln an. Gerne kann es aber auch etwas Kalbsbries (16 Euro) sein. Auf der Karte sind die Seezunge (28 Euro) sowie das Lammfilet (25 Euro) die kostspieligsten Positionen. Wer „nur“ einen der acht Salate wünscht, zahlt zwischen 16 und 20 Euro. Frikadellen nach Lütticher Art gibt es schon ab 12 Euro. An vielen Tellerpräsentationen erkennt man, dass der Küchenchef, der auch für Kinder einiges auf der Karte hat, mal in höheren Kochsphären unterwegs war.
Die Weinauswahl umfasst rund zwei Dutzend Tropfen ausschließlich aus französischen Weinanbaugebieten. Zur Freude der Weintrinker ist diese vernünftig kalkuliert (ab 20 Euro). Die Hausweine kosten 18 Euro, im halben Liter (12 Euro), im Viertelliter (6 Euro) und als Glas (3 Euro).
Fazit: Spätestens seit dem Umbau im vergangenen Jahr gehört das Image der „Frittenbude auf gehobenem Niveau“ der Vergangenheit an, auch wenn die Fritten nach wie vor hervorragend sind. Das „A l’ombre du clocher“ bietet in allen Bereichen ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis und ist durch sein breites Angebot ein beliebter Treffpunkt für jüngere und ältere Feinschmecker. (hegen)
A l’ombre du clocher
Rue de l’Eglise, 4840 Welkenraedt – Telefon: 087/33.36.05
Ruhetage: Dienstag und Mittwoch
Öffnungszeiten: 11.30 bis 14 Uhr sowie 17.30 bis 21.30 Uhr
Jahresurlaub vom 18. Juni bis zum 5. Juli einschließlich