An den Osterfladen aus seiner Kindheit erinnert sich Gerhard Schenk noch heute. An den Feiertagen kam das runde Hefegebäck mit Rosinen und Mandeln, das auch als Osterbrot bekannt ist, regelmäßig auf den Tisch. «Bestrichen mit einer kräftigen Portion Butter und Marmelade oder Honig – großartig!», sagt der Konditormeister und Präsident des Deutschen Konditorbundes (DKB).
Der Osterfladen ist einer von vielen Kuchen-Klassikern, die zu Ostern dazugehören wie die Eier. «Ebenfalls typisch für Ostern sind Hefezöpfe oder -kränze, Hasen und Lämmer aus Rührteig oder Karotten- und Eierlikörkuchen», beobachtet die Food-Bloggerin Christina Rausch (krimiundkeks.de). Dabei fällt auf: Viele Zutaten der Oster-Backstube greifen typische Motive des Festes auf. So machen Karotten, die bekanntlich der liebste Snack des Osterhasens sind, den Rüblikuchen herrlich saftig.
Aprikosenhälfte für den Spiegelei-Kuchen
Eier kommen in Form von Eierlikör direkt in den Teig oder auf den fertigen Kuchen. «Eine weitere typische Zutat sind eingemachte Aprikosenhälften. Die können als „Eigelb“ auf Spiegelei-Kuchen gesetzt werden», sagt die Food-Bloggerin Kathrin Runge (backenmachtgluecklich.de). Beim Ostergebäck lassen sich laut den Experten nur wenige Trends ausmachen. Kein Wunder, denn viele Backwerke kamen schon bei Oma auf die Kaffeetafel – und haben sich zum Teil seit Jahrhunderten bewährt.
«Beim Backen für Ostern spielen Traditionen eine große Rolle – ähnlich wie zu Weihnachten», sagt Schenk. «Viele Ostergebäcke haben eine tiefere Bedeutung, was heute vielen Menschen gar nicht mehr bewusst ist.» So stehen die Furchen im Osterfladen für die Erde, die im Frühling aufbricht, weil die Natur erwacht. Die geflochtenen Stränge des Hefezopfes symbolisieren Verbundenheit – mit der Familie, der Natur, der Religion.
Ob man die Symbolik kennt oder nicht: Der Hefezopf ist ein Hauptdarsteller beim Osterfrühstück. «Er ist besonderer als eine normale Scheibe Brot – und lässt sich nach Belieben mit Honig oder Marmelade bestreichen», sagt Runge. Noch saftiger wird der Hefezopf mit einer Füllung. Dafür werden Eiweiß und Zucker mit gemahlenen Nüssen – etwa Mandeln, Kokosraspeln oder Haselnüssen – verschlagen.
Füllung für Hefezopf kommt in den Mittelstrang
Die Masse wird auf den Strängen verteilt. Wichtig ist, die Füllung in der Mitte aufzutragen, so dass die beiden langen Seiten anschließend darüber zusammengedrückt werden können. Danach wird geflochten. Wer den Hefezopf mit ganz wenigen Handgriffen aufpeppen will, variiert die Deko. So lässt sich der Hagelzucker, mit dem der Zopf klassischerweise bestreut wird, durch Mandelblättchen ersetzen. Durch das Backen entsteht so ein nussiges Röstaroma, das gut mit dem süßen Hefeteig harmoniert.
Auch beim Ostergebäck gilt: Es ist erlaubt, mit den traditionellen Rezepten zu brechen – ganz egal, ob es um die Zutaten oder um die Form geht. «Die Rosinen im Osterbrot können problemlos durch getrocknete Cranberrys oder Physalis ausgetauscht werden, statt Mandelsplitter geben auch gehackte Cashewnüsse einen schönen Crunch», so Schenk. Der Karotten- oder Eierlikörkuchen funktioniert auch als Mini-Version im Muffinförmchen. Und: Aus dem Hefeteig muss nicht unbedingt ein dicker Zopf oder Kranz entstehen. Wer genug Fingerspitzengefühl hat, flechtet einfach kleine Eierbecher.
Auch klassische Kuchen und Gebäcke können schnell ostertauglich gemacht werden. «Schick sieht es aus, wenn man klassische Muffins mit Tupfen aus einer Buttercreme versieht», schlägt Christina Rausch vor. «Wer mag, kann die Creme mit Lebensmittelfarbe oder grünem Matcha-Pulver einfärben.» Anschließend werden auf den Tupfen kleine Schokoladen-Eier platziert. Die Ostersüßigkeiten machen sich übrigens auch in der Mitte von Mini-Gugelhupfen gut.
Plätzchen backen – aber in Häschen- oder Eier-Form
Plätzchen sind nur für Weihnachten reserviert? Überhaupt nicht. Sie passen hervorragend zur Osterzeit, wenn sie in Form von Häschen oder Eiern ausgestochen werden. Vorteil: Beim Ausstechen und Dekorieren können auch Kinder gut mithelfen. Wer in letzter Minute etwas für die Ostertafel zaubern möchte, verzichtet auf Teige, die gehen oder gekühlt werden müssen. Kathrin Runge hat einen Tipp parat: «Häschen, die aus Quark-Öl-Teig ausgestochen werden, brauchen – inklusive Backzeit – keine halbe Stunde und sehen einfach toll aus.»
Genauso dekorativ, aber etwas zeitaufwändiger sind Spiegelei-Törtchen, die Christina Rausch zu ihren liebsten Ostergebäcken zählt. Dafür stellt sie zunächst einen Mürbeteig her: Sie verknetet 150 Gramm Mehl, 100 Gramm kalte Butter in kleinen Würfeln, 40 Gramm Zucker und eine Prise Salz. Anschließend wird der Teig zu einer Kugel geformt und für eine halbe Stunde in den Kühlschrank gelegt.
Das Gelbe vom Ei: Käsekuchen in Tartelette-Förmchen
So bleibt Zeit, um fünf Tartelette-Förmchen einzufetten und die Füllung vorzubereiten. Dafür verrührt Rausch 250 Gramm Magerquark, einen Esslöffel Zucker, zwei Esslöffel Vanillepuddingpulver und ein Ei. Ist der Mürbeteig gekühlt, wird er in die Förmchen gedrückt, wobei der Boden mehrfach mit einer Gabel eingestochen wird. Nun wird die Quark-Creme – also das «Eiweiß» – gleichmäßig auf die Förmchen verteilt und glatt gestrichen.
Pro Törtchen wird dann eine halbe, abgetropfte Aprikose, das «Eigelb», aufgesetzt. Gebacken werden die Törtchen für 40 Minuten bei 170 Grad (Ober-/Unterhitze). Wer mag, gibt den Törtchen mit einem Tortenguss aus dem aufgefangenen Aprikosensaft den letzten Schliff. (dpa/Foto: Catherine Waibel/dpa-tmn)