Tomaten auf Island? Und ob! Wie das geht? Ganz einfach: Sie wachsen hier in Gewächshäusern, die zum Teil mit geothermaler Energie laufen. Unter der Erde rumort es in Island schließlich gewaltig. Und das nutzen die Bewohner clever aus.
Die Farm Fridheimar in Reykholt im Süden Islands baut Tomaten in so einem Gewächshaus an und richtet die Speisekarte komplett danach aus. Dazu gibt es für alle, die sich trauen, Tomatenbier. Ja, wirklich. Und das ist nicht die einzige Überraschung, die Urlauber auf einer kulinarischen Entdeckungsreise hier erwartet. Denn Island ist mehr als nur Fisch. Besucher können eine kreative Food-Szene erkunden, die Kochtraditionen mit modernen Einflüssen verbindet.
Die Isländer bauen inzwischen zum Beispiel Wasabi an. Die daraus hergestellte scharfe Paste gibt es in den besseren Restaurants der Insel. «Ein perfektes Beispiel dafür, wie wir Einflüsse aus anderen Ländern für die isländische Küche nutzen», sagt Eliza Reid, die First Lady von Island.
Das schließt auch Hákarl ein, fermentierten Grönlandhai. Das traditionelle Gericht ist etwas für Mutige. «Es ist durchschlagend», beschreibt es Reid. «Am Anfang ist es mild und man denkt: So schlimm, wie jeder sagt, ist es ja gar nicht. Dann schluckt man – es hat dieses Ammoniak-Aroma, das einem in den Kopf steigt und verweilt. In einem Restaurant würde ich es nicht bestellen.»
Am besten spült man Hákarl mit einem Schnaps herunter. Und wer nach der Kostprobe nicht genug hat, besucht das Hai-Museum in Bjarnarhofn und lässt sich erklären, wie Hákarl hergestellt wird.
Ein guter Startpunkt für eine Genussreise ist auch die Hauptstadt Reykjavík. Klassisch geht es im Restaurant Dill zu, das als erstes Haus in Island mit einem Michelin-Stern geschmückt wurde – 2019 bekam es die begehrte Auszeichnung allerdings nicht wieder. Hier kommen Zutaten der nordischen Küche besonders geschmackvoll auf den Tisch.
In die traditionellen Gerichte eintauchen lässt sich außerdem in den Restaurants Grillid und Matur og Drykkur. Sie werden ebenfalls im Michelin-Guide erwähnt. Alle liegen im oder rund um das Zentrum der Hauptstadt und sind zu Fuß zu erreichen.
Ursprünglich geht es auf der Insel Vestmannaeyjar weiter südlich zu. Hier steht das Lokal Slippurinn, in dem die Gerichte mit vor Ort angebauten Kräutern aufgepeppt werden.
Urlauber können außerdem Farmen erkunden, wo aus der Milch Eis oder Skyr hergestellt werden. Probieren natürlich erwünscht. Eine von ihnen ist Efstidalur, östlich von Reykjavík. Skyr ist vielen Leuten ein Begriff – schließlich steht das joghurtähnliche Gericht in den meisten Supermärkten hierzulande im Regal.
Typisch isländisch, aber ohne Meereseinfluss, ist die Kjötsupa: Lammsuppe mit Kartoffeln und Gemüse. Überhaupt, Lamm: Darauf sind sie in Island besonders stolz. Es ist historisch gesehen gewissermaßen der Gegenspieler der Fische auf den Tellern der Isländer. (dpa/Foto: Lilja Jónsdóttir/Dill/dpa-tmn)