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Nudeln aus Hülsenfrüchten: Wenn Linsen auf Spaghetti machen

Das Nudelregal im Supermarkt wird immer bunter: Zu den klassischen Nudeln aus Hartweizengrieß gesellen sich zunehmend Sorten aus Bohnen, Erbsen und Linsen, die – je nach Basis – grün, gelb oder rot leuchten. Was können die neuen Nudeln, was die altbekannte Pasta nicht kann? Denn Nudeln aus Hülsenfrüchten gelten als gesund.

Sie enthalten mehr komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe als die herkömmlichen Sorten. «Das heißt: Sie werden langsamer verdaut und machen damit länger satt», erklärt Harald Seitz. Der Ernährungswissenschaftler arbeitet beim deutschen Bundeszentrum für Ernährung, das die Hülsenfrüchte-Pasta als Trendlebensmittel eingestuft hat.

Auch beim Eiweißgehalt schneiden die Pasta-Alternativen besser ab. «Während klassische Nudeln pro 100 Gramm etwa 12 Gramm Eiweiß enthalten, sind es bei Hülsenfrüchte-Nudeln weit über 20 Gramm», sagt die Schweizer Ernährungswissenschaftlerin und Food-Bloggerin Doris Flury.

Als Linsenpasta essen sogar Kinder Hülsenfrüchte

Das macht die Nudeln sowohl für Sportler als auch für Menschen, die sich vegan ernähren, interessant. Und auch für Eltern kann es sinnvoll sein, zur Abwechslung mal die Linsenpasta zu kaufen. «Auf diese einfache Weise kann man die Kleinen dazu bringen, mehr Hülsenfrüchte zu essen – schließlich lieben fast alle Kinder Nudeln», so Flury.

In der Regel bestehen die Nudeln aus gemahlenen Hülsenfrüchten, die unter Zugabe von Wasser in Form gepresst und dann getrocknet werden. Bei einigen Produkten sind zusätzlich Vollkornreismehl oder Stärke auf der Zutatenliste zu finden – beides soll für eine bessere Konsistenz sorgen. Somit sind die Nudeln glutenfrei.

Pasta aus Nudeln, die keine sind: In den bunten Spirelli stecken Hülsenfrüchte. Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Wer eine Unverträglichkeit hat, sollte die Pasta-Alternativen jedoch nicht ungeprüft in den Einkaufskorb werfen. «Zum Teil sind Produkte auf dem Markt, die sowohl Hartweizengrieß als auch Hülsenfrüchte enthalten», sagt Kochbuchautorin Inga Pfannebecker. Nicht zuletzt sind die Pasta-Alternativen perfekt für alle, die den Geschmack von Hülsenfrüchten mögen.

Pasta-Alternativen intensiver und nussiger

Anders als die herkömmliche Nudel – sie ist im Geschmack neutral – kommen die Pasta-Alternativen intensiver daher. Dabei gilt: Sorten aus Linsen und Erbsen schmecken stark nach der jeweiligen Basis, Nudeln aus Kichererbsen sind etwas dezenter. Auch die Konsistenz unterscheidet sich von den gängigen Nudeln: Sie ist meist etwas mehliger – wobei sich jede Hülsenfrucht anders verhält.

Prinzipiell lassen sich normale Nudeln durch die gleiche Menge Hülsenfrüchte-Nudeln ersetzen. Zu beachten ist jedoch die verkürzte Kochzeit, die bei einigen Sorten sogar nur drei Minuten beträgt. Flury rät, sich unbedingt an die Zeitangabe auf der Verpackung zu halten: «Denn die Nudeln neigen dazu, schnell matschig zu werden.» Daher eignen sie sich nicht für alle Gerichte.

In Aufläufen und Suppen machen sich die Nudeln nicht so gut, weil sie zu lange in Kontakt mit Flüssigkeit sind. «Schwierig sind auch One-Pot-Gerichte, bei denen man die Nudeln in der Soße gart», sagt Pfannebecker. Denn: Konventionelle Nudeln saugen die Aromen, die die One-Pot-Pasta so schmackhaft machen, besser auf.

Linsen-Spirelli und Co. ideal für Nudelsalate

Am besten eignen sich Linsen-Spirelli und Co. für Nudelsalate oder klassische Pasta-Gerichte mit Soßen. Inga Pfannebecker hat dabei eine Faustregel: Je kräftiger die Soße, desto besser harmoniert sie mit dem intensiven Geschmack der Nudeln. Von hellen Soßen auf Basis von Sahne oder Käse rät sie eher ab. Besser passen die klassische Bolognese, die fruchtige Tomatensoße oder ein würziges Pesto.

«Grünkohl-Pesto schmeckt besonders gut zu Hülsenfrüchten-Nudeln», sagt Pfannebecker. Dafür röstet sie zunächst Pinienkerne an und vermengt sie dann im Mixer mit Grünkohl, Basilikum, Knoblauch, Parmesan, Olivenöl, Salz und Pfeffer. Ein Schuss Orangensaft und etwas Orangenschale verleihen dem Pesto eine süße Note.

Hülsenfrüchte-Nudeln gelten als gesund. Braucht es da überhaupt Gemüse als Beilage auf dem Teller? Harald Seitz hat eine klare Antwort: auf jeden Fall. «Natürlich sind in den Nudeln noch viele Nährstoffe vorhanden. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich um ein verarbeitetes Produkt handelt», so der Ernährungswissenschaftler. Paprika, Zucchini oder Brokkoli sorgen also dafür, dass es noch nährstoffreicher – und bunter – auf dem Teller wird.

Pasta-Alternativen sind um ein Vielfaches teurer

Generell gilt beim Umgang mit Hülsenfrüchte-Nudeln vor allem eines: Probieren. Das gilt mit Blick auf Geschmack und Konsistenz, aber auch in Bezug auf die Verträglichkeit. Viele Menschen bekommen nach dem Verzehr von Linsen, Bohnen oder Kichererbsen in ihrer ursprünglichen Form Blähungen. «Bei verarbeiteten Produkten – also auch bei der Pasta – ist dieser Effekt nicht so stark ausgeprägt», sagt Seitz.

Dennoch gilt: Die Verdauung ist so individuell, dass nur das Austesten hilft. Und dafür bleibt Zeit. Nach Ansicht der Experten sind die Hülsenfrüchte-Nudeln mehr als ein kurzlebiger Trend. «In einer Zeit, in der viele Menschen ihre Ernährung und Gesundheit im Blick haben, bleiben Hülsenfrüchte-Nudeln ein nachgefragtes Produkt», beobachtet Flury.

Die Bloggerin glaubt jedoch nicht, dass die klassischen Nudeln aus Hartweizen verdrängt werden. Das liegt auch am Preis: Zum Teil kosten die Pasta-Alternativen aus Linsen und Bohnen ein Vielfaches der normalen Pasta – was sie eher zu einem besonderen Ereignis statt zum Alltag auf dem Teller macht. (dpa/Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

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