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Caipirinha im Marmeladenglas: Tipps für die Do-it-yourself-Bar

Bars und Restaurants mussten in der Corona-Krise lange schließen. Wer in den vergangenen Wochen die Happy Hour mit einem kühlen Getränk einleiten wollte, musste sich entweder beliefern lassen oder selbst zum Shaker greifen. In den sozialen Medien wurde das tausende Male unter dem hashtag «quarantini» festgehalten.

Auch wenn die Beschränkungen nun gelockert werden – die heimische Bar dürfte für viele weiter erste Anlaufstelle für den Feierabenddrink sein. Doch wie gelingen beliebte Drinks auf die Schnelle zu Hause? Und welche Zutaten braucht man dafür?

Zu einem guten Alkoholsortiment gehören Gin, Wodka, Bourbon, Rum und Orange Curacao, also Likör mit Orangengeschmack, sagte Mohammad Nazzal. Nazzal ist Mitglied der Deutschen Barkeeper Union.

Rum mit fruchtiger Limette und frischer Minze – ein Mojito zum Feierabend ist schnell gemixt. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Qualität des Alkohols ist wichtiger als der Preis

Es müsse nicht immer die teuerste Marke sein, aber eine solide Grundqualität sei wichtig. «Eine Flasche Schnaps, die fünf oder sechs Euro kostet – das kann ich sein lassen», sagt Nazzal. Bei einem guten Gin ist ein hoher Alkoholgehalt, ausreichend Aroma und eine kräftige Wacholdernote entscheidend. Weiterhin dürfen in der Hausbar frische Säurequellen nicht fehlen, also frische Säfte und keine Konzentrate.

Auch die passende Süße ist wichtig: Zucker, Puderzucker, Honig, Ahornsirup, Konfitüre und Zuckersirup. Letzterer sollte im Verhältnis eins zu eins gekocht werden. Zum Mischen sollte in jedem Fall immer Sodawasser, aber auch ein gutes Ginger Ale bereitstehen.

Mokkatasse ersetzt den Messbecher

Eine professionelle Ausrüstung, etwa zum Abmessen, Rühren und Schütteln der Getränke benötigt man laut Nazzal nicht zwingend. Den Jigger etwa, also den Messbecher, könne man mit einer Mokkatasse ersetzen. Man könne hier mit Anteilen statt mit Millilitern arbeiten, zum Beispiel drei Anteile Schnaps, ein Anteil Säure und ein Anteil Zucker. Am Ende sollte man immer abschmecken. «Dann weiß man auch, ob man die Balance getroffen hat.»

Und was sollte man noch wissen, wenn man nicht von den Profis belächelt werden will? Zum Beispiel, dass man niemals zu sparsam mit dem Eis sein sollte. «Eis ist das Gold unserer Bar», sagt Nazzal. Denn dadurch werde der Drink erst genießbar.

Bei der Auswahl der Eissorte empfiehlt der Mix-Profi Volleiswürfel, statt Hohleiswürfel. Für manche Getränke ist aber Crushed-Ice, also zerstoßenes Eis üblich, wie etwa beim Bramble, einem Getränk aus Gin, Zitronensaft, Zuckersirup und Brombeerlikör.

Jeder Drink braucht ein bestimmtes Glas

Auch das Glas bestimme den Geschmack, etwa die Frage, wie filigran und wie fein es sei, oder ob das Glas mundgeblasen oder handgeschliffen ist. «Wir trinken ja mit allen Sinnen, genauso wie wir auch mit allen Sinnen essen», erklärt Nazzal.

Ein Gin Tonic etwa gehöre in ein Highball-Glas, also ein Glas mit bis zu 350 Millilitern Füllvolumen, um genug Platz für Eis, Spirituose und Mischgetränk zu haben. «Die Füllmenge muss zum Drink passen, sonst macht das keinen Spaß.» Das Glas dürfe daher nie zu voll oder zu leer sein.

Neben der ganzen Theorie bleibt noch die Praxis: Wie mixt man denn nun seinen leckeren Drink, zum Beispiel einen Caipirinha?

Caipirinha kommt ohne braunen Zucker aus

Zuerst mal muss man sich von einem hartnäckigen Irrglauben trennen: In einem Caipirinha haben brauner Rohrzucker und zerstoßenes Eis nichts verloren. In Brasilien, dem Heimatland des weltberühmten Getränks, genießt man es mit Eiswürfeln und weißem Rohrzucker. Denn zerstoßenes Eis verwässert den Drink, und brauner Rohrzucker löst sich schlecht auf.

Für einen echten Caipirinha schneidet man eine Limette in sechs gleich große Teile, drückt sie an und gibt sie mitsamt dem Saft ins Glas. Dazu zwei Teelöffel weißen Rohrzucker, 50 Milliliter Cachaca und Eiswürfel. Das Ganze verrühren, bis der Zucker vollständig aufgelöst ist, fertig. Alternativ könne man die Zutaten auch ins Marmeladenglas geben und bei geschlossenem Deckel durchschütteln. Wer keinen Rohrzucker mag, kann stattdessen 25 Milliliter Zuckerrohrsirup verwenden.

Für den Mojito empfiehlt Nazzal ebenfalls Eiswürfel statt – wie üblich – zerstoßenes Eis. Zuerst gibt man zwei Teelöffel weißen Rohrzucker und 20 Milliliter frischen Limettensaft ins Glas. Als Nächstes kommen zehn bis fünfzehn Minzblätter hinzu, die jedoch nicht angedrückt werden. Der Grund: «Wenn sie Volleiswürfel haben, reicht die Reibung zwischen der Minze und dem Eis, um die Aromen zu lösen.»

Cocktail im James-Bond-Stil: Mit einem Wodka Martini kann man sich zu Hause wie der berühmte britische Geheimagent fühlen. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Im nächsten Schritt fügt man 50 Milliliter weißen, ungelagerten Rum und Sodawasser bis zum Glasrand hinzu. Zum Schluss vermengen, ein Minzblatt in die Hände nehmen und einmal klatschen, damit sich die Aromen lösen, garnieren, fertig.

Wodka Martini wird niemals geschüttelt

In einen Wodka Martini – bekannt aus den James-Bond-Filmen – gehören klassischerweise 10 Milliliter trockener weißer Wermut und 60 Milliliter Vodka. Im Gegensatz zu dem berühmten britischen Geheimagenten wissen Barkeeper jedoch, dass der Drink nicht mit Eis geschüttelt, sondern darin gerührt wird.

Anschließend lässt man den fertigen Drink durch ein Sieb ins Glas wandern und gibt schließlich etwas Zitronenzeste oder eine Olive hinzu. Doch die wichtigste Zutat befindet sich gar nicht im Glas, sondern ist das Glas selbst: «Wenn Sie einen Martini trinken wollen, dann brauchen Sie ein Martini-Glas, sonst schmeckt er nicht.» (dpa/Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn)

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