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Tipps zur Lagerung: Guter Wein gehört ins Schlafzimmer

Guter Wein ist anspruchsvoll. Es ist alles andere als einfach, ihm eine Umgebung zu schaffen, in der er sich rundherum wohlfühlt. Er hätte es gerne kühl und dunkel. Die Luftfeuchtigkeit sollte mindestens 70 Prozent betragen, Abwechslung mag er gar nicht, Temperatursprünge sind ihm ein Graus – ebenso wie Gerüche. Wie lagere ich also ein paar gute Flaschen Wein zu Hause?

„Die allergrößte Schwierigkeit ist die Temperatur“, erklärt Peer Holm, Geschäftsführer der Sommelier-Union in Köln. Wird das Getränk bei wechselnden Temperaturen gelagert, altert es deutlich schneller – und das nicht im positiven Sinne. Die Aromen gehen kaputt. Im Prinzip eignen sich zum Beispiel Rotweine mit viel Gerbstoff und mindestens 13 Prozent Alkohol gut für eine längere Lagerung. Hier ist der Spätburgunder eine Besonderheit, denn er besitzt mehr Säure als andere Weine. Bei den Weißweinen lassen sich besonders die Getränke mit einem hohen Zuckergehalt von 150 bis 200 Gramm pro Liter gut lagern.

Allerdings gibt es nur noch in alten Häusern kühle und relativ feuchte Keller, die für eine Weinlagerung geeignet sind. Optimal sind Werte zwischen 12 und 14 Grad. Außerdem ist eine hohe Luftfeuchtigkeit nötig, damit bei längerer Lagerung nicht der Korken schrumpft. Dadurch würde mehr Sauerstoff in die Flasche gelangen und den kulinarischen Genuss trüben.

Ein echter Weinkeller hat 12 bis 14 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Foto: www.deutscheweine.de/dpa-tmn

Wer in einem vergleichsweise neuen Haus wohnt, kann daher – wenn er nicht auf elektrische Hilfsmittel zurückgreifen will – nur den Weg des geringsten Übels wählen. „Es sollte ein dunkler Raum sein, in dem keine geruchsintensiven Dinge gelagert werden“, rät Holm. So sind die Temperaturschwankungen gemäßigt. Außerdem wird der Wein vor den schädlichen Sonnenstrahlungen geschützt, die ihn aufwärmen. Auch dabei verabschieden sich die Aromen schnell. Die feinsten Aromen leiden zuerst, der Geschmack geht ein wenig ins Muffige.

Wichtig ist auch: Der Wein sollte auf keinen Fall zusammen mit etwas gelagert werden, das stark riecht. „Eine Lagerung im Heizungskeller mit Ölheizung geht zum Beispiel gar nicht“, sagt Holm. „So macht man jeden Wein kaputt.“ Über den Korken gelangen diese Geruchsstoffe in das edle Getränk. Innerhalb einer Woche ist das Aroma so dahin, dass es auch Genießern ohne feine Geschmacksknospen graust.

Ähnliches gilt für die Waschküche. Dort macht nicht nur der Geruch dem Wein schwer zu schaffen, sondern auch die häufig wechselnden Temperaturen und die Rotation der Waschtrommel. „Eine erschütterungsfreie Lagerung ist wichtig für den Wein„, erklärt Sommelier Holm. Es habe entsprechende Untersuchungen auf einem Kreuzfahrtschiff gegeben. Das Ergebnis sei deutlich gewesen, der Geschmack habe sich ins Negative verändert.

„Die meisten Weine im Lebensmittelhandel sind sowieso für den sofortigen Konsum gedacht“

Wer keinen Keller hat, sollte seinen Wein im kühlsten Raum des Hauses aufbewahren. Das Wohnzimmer ist in den meisten Fällen ungeeignet. „Da man das Schlafzimmer nur selten heizt, ist dies für den Wein der beste Raum“, erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim. Unter dem Bett gibt es oft ungenutzten Stauraum. „Man kann sich einen Klimaschrank kaufen, das ist eine elegante Lösung“, schlägt Büscher alternativ vor. Einen solchen Schrank gibt es in verschiedenen Größen, das Aussehen kann durchaus repräsentativ sein. Auf jeden Fall bietet er dem edlen Tropfen optimale Bedingungen.

Es gibt viele Standgeräte, aber auch Schränke zum Einbau oder als Unterbau. Mehrere hundert Euro müssten teils investiert werden, der Kaufpreis kann durchaus vierstellig sein. Dafür halten die Geräte den Wein vergleichsweise lange: „Weinkühlschränke gewährleisten gute Luft und geeignetes Licht“, erklärt Claudia Oberascher von der Initiative Hausgeräte+ in Berlin.  Die Temperatur lässt sich aufs Grad genau einstellen und wird konstant gehalten. Damit Gerüche nicht das Aroma verändern, haben die Geräte spezielle Filter. Außerdem wird die optimale Luftfeuchtigkeit gehalten. Und um Erschütterungen zu vermeiden, sind die Türen schwingungsgedämmt, der Kühlschrank vibriert nur das Nötigste.

Wer all das nicht bieten kann, der sollte sich seinen Wein lieber erst kurz vor dem Genuss kaufen. „Die meisten Weine im Lebensmittelhandel sind sowieso für den sofortigen Konsum gedacht“, erklärt Ernst Büscher vom Weininstitut. Sie haben bereits den optimalen Geschmack und werden durch eine Lagerung nicht besser. Der Fachmann empfiehlt, insbesondere einfache Weißweine innerhalb eines Jahres zu trinken. Natürlich schmeckt ein solcher Wein auch nach zwei Jahren noch ganz gut, er verliert jedoch zunehmend an Frische.

Mittlerweile sind viele Flaschen nicht mehr mit Naturkorken, sondern mit Schraubverschlüssen versehen. Bei deutschen Weinen ist dies bereits bei etwa jeder zweiten Flasche der Fall. Auch Premiumqualitäten werden immer öfter in Flaschen mit diesem Verschluss gefüllt. Ein Vorteil: Da bei ihnen kein Korken feucht gehalten werden muss, können die Flaschen auch stehend aufbewahrt werden. (dpa/Foto: Florian Schuh/dpa)

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