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Biere aus der Werkstatt made in „Néau“

Maurice Collard verdient schon seit einigen Jahren sein Geld mit Bier. Nach seiner Abiarbeit zum Thema „Belgische Biere“ und einer zweijährigen Ausbildung in Villers-le-Bouillet stieg er als Brauer bei Peak Beer in Sourbrodt ein, wo er mit zwei Kollegen die verschiedenen Gerstensäfte herstellt. „Ich hatte immer die Idee im Hinterkopf, etwas Eigenes machen zu wollen“, sagt er zu seinem in der Freizeit lancierten Projekt „Néau“. Der Name soll die hiesige Verwurzelung des Betriebes deutlich machen, dessen Devise lautet: „Trink lokal“. In kleinen Mengen kann er hier nun Bier erzeugen. Von Nano- oder Mikrobrauereien, die in den vergangenen Jahren die Vielfalt auf dem internationalen Biermarkt immens erweitert haben, ist in diesem Zusammenhang stets die Rede.

Direkt gegenüber dem Postgebäude in der Schulstraße ist auf dem Hinterhof des Anwesens mit der Nummer 11 sein Atelier entstanden. Viele Stunden hat er hier investiert, um das Gebäude auf Vordermann zu bringen. „Mehr als ein Sieb und einen Kessel benötigt man eigentlich nicht, um mit einer Bierproduktion zu starten“, erläutert Collard. Doch diese Kinderschuhe hat sein Betrieb bereits verlassen. Auf 40 Quadratmeter kann Maurice Collard nun seiner Kreativität freien Lauf lassen. Seit Mitte Juni stehen ihm drei Braukessel von je 50 bis 60 Liter zur Verfügung, die er sich für seine speziellen Bedürfnisse hat anfertigen lassen. An jedem Produktionstag kann er somit nun 150 Liter abfüllen und verkorken.

Der junge Eupener will weg von Gewohntem und oft wechselnde Biere zu fairen Preisen anbieten. Drei verschiedene Biere hat er bereits auf den Markt gebracht, wobei das erste bereits auf dem Weg zur festen Größe im Sortiment ist. Der Erfolg des „Citra“ übertraf nämlich seine Erwartung. „Das Citra Pale Ale beschreibt sich von selbst, denn dieses Bier wird mit Pale Ale Malz und Citra Hopfen gebraut. Citra ist der meist gepflanzte und meist gefragte Hopfen weltweit. Kein anderer Hopfen kommt an das Aroma des Citra Hopfens heran. Neben Limette und Grapefruit bringt er einen ganzen Obstkorb an tropischen Früchten mit“, umschreibt der Braumeister selbst seinen Bestseller. Dazu wird das Citra mit der Kveik Stranda Hefe vergoren. Diese ist eine uralte, norwegische Hefesorte, welche seit Jahrhunderten in der Region Stranda unter der brauenden Bevölkerung weiter gegeben wird. „Die Aromen, die diese Hefe produziert, unterstützen die Fruchtaromen des Hopfens mit Noten von Banane und reifen tropischen Früchten“, so Collard in seiner Analyse. Dieses typische Sommerbier will er aufgrund des Erfolgs künftig dauerhaft anbieten.

Bei „Néau“ treffen sich belgische und deutsche Braustile.

Anschließend füllte er nach ausgiebigen Testversuchen das „Bavaria“ Hefeweizen ab, das zwei klassische Weizenbierstile umfasst. „Hier finden wir einen Mix aus dem belgischem Blanche und dem bayerischen Hefeweizen“, kommentiert er die Hintergründe dieses leichten Bieres mit fünf Prozent Alkohol und einer zitronigen Note. „Neben der Zitrone finden wir noch weitere Aromen, welche typisch für den Sorachi Ace Hopfen sind. Begleitet wird das Ganze durch den Einsatz der bayerischen Hefeweizen-Hefe. Diese darf gerne mit ins Glas geschüttet werden und bringt uns eine gewisse Würze ins Bier“, macht er Lust auf diese belgisch-deutsche Verbindung, bei der im übertragenen Sinne Hoegaarden auf Paulaner trifft.

Und dann legte „Néau“ mit dem „Sauvin“ im Herbst nach. Dieses verkörpert einen typisch belgischen Bierstil. „Es wurde im Herbst und im Frühling für die Arbeiter auf den Feldern gebraut. Dadurch gewann es seine typischen Eigenschaften: ein trockenes, erfrischendes Bier mit leichtem Alkoholgehalt (fünf Prozent)“, erläutert der Bierproduzent. Seinen Namen verdankt das Sauvin Saison dem eingesetzten Hopfen Nelson Sauvin. Eine ganz besondere, neuseeländische Hopfensorte, die dem Bier eine Note eines Sauvignon Blanc-Weines verleiht. „Somit entsteht ein ganz besonderes Bier, welches nur zur Ernte und Aussatsaison gebraut wird.“ Die schicken Etiketten, die seine Flaschen zieren, entwirft ein Freund für ihn. Außerdem hat er ein konisches „Néau“-Glas herstellen lassen, das zu den verschiedenen Bierstilen passt und mit einer 15cl- und einer 33cl Skala ausgestattet ist. „Dieses Format ist für Craft Biere ideal und in Amerika sehr beliebt“, so Collard.

Da er seine Produkte saisonal ausrichtet, wird in diesen Tagen ein Stout-Bier erstmals abgefüllt werden. Das Stout ist ein obergäriges Bier, das vor allem durch seine tief-schwarze Farbe, einen hohen Alkoholgehalt von meist über sieben Prozent und einen extrem malzigen Fokus charakterisiert wird. „Es wird auch eine schokoladige Note haben“, kündigt Collard an. Außerdem hat er gemeinsam mit dem Metzger Alexander Klein ein Weihnachtsbier entwickelt, das dieser gemeinsam mit seiner Wildsalami in den kommenden Wochen anbieten wird. Dies soll eine weihnachtlich-würzige Note haben, mit geräuchertem Malz hergestellt werden und einen Alkoholgehalt von 8,5 Prozent haben. „Mein Ziel ist es, Biere zu entwickeln, die eigentlich nicht so typisch für den belgischen Biermarkt sind. Sie sollen ein wenig extravagant sein“, betont er.

Alle Produkte made bei „Néau“ gibt es im eigenen Internetshop zu kaufen und natürlich auch vor Ort jeweils samstags und sonntags, zwischen 12 bis 17 Uhr sowie in verschiedenen Geschäften, u. a. beim Fachhandel Peiffer in Membach. „Dass Herr Peiffer auch auf mich zugekommen ist und die Biere in sein Sortiment aufnehmen wollte, hat mich natürlich gefreut“, berichtet unser Gesprächspartner nicht ohne Stolz. Noch ist „Néau“ ein Nebenerwerb, aber mit Perspektiven. „Ich kann mir natürlich gut vorstellen, dass das Ganze größer wird und um weitere Angebote wie einen Ausschank oder ein Restaurant mit Brauhausfeeling ergänzt wird“, lässt der Jung-unternehmer auch gastronomische Ambitionen erkennen. Doch das ist heute, ein halbes Jahr nach dem Start, noch Zukunftsmusik. (hegen/Foto: David Hagemann)

brauerei-neau.com

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