Gourmet Wein & Mehr

Weingut Ochs: „2016 hat Ausstrahlungskraft, Charakter und Lebendigkeit“

Im süd-rheinhessischen Monsheim betreibt Alfred Ochs mit seiner Familie ein Weingut. Bei vielen Genießern in Ostbelgien hat der Winzer sich einen Namen gemacht, weil er seit Jahren die Weinmessen in Kettenis (Wein- und Schlemmermarkt, 7. bis 9. April) und St.Vith (TriVinum, 22. und 23. April) besucht und die Weine anschließend persönlich ausliefert. 110.000 Rebstöcke auf einer Gesamtfläche von insgesamt 22 Hektar nennt er sein Eigen. Die Ergebnisse der jüngsten Lese werden er und sein Sohn Matthias im April hier vor Ort vorstellen. Mit Matthias Ochs unterhielten wir uns.

Sie reisen mit dem Jahrgang 2016 an: Wie ist dieser in Rheinhessen und insbesondere bei Ihnen ausgefallen? 2016 galt durch die Wetterkapriolen ja nicht gerade als leichtes Jahr…
Wir hatten einen feuchten, aber warmen Sommer. Durch den vielen Niederschlag im Mai und Juni konnten sich unsere Rebstöcke optimal von der Trockenheit 2015 erholen und ihre Reserven wieder auffüllen. Der August und September brachten uns dann das Wetter, welches wir in dieser Zeit benötigen: trocken, warm und viel Sonne. Die Rebstöcke konnten dann durch eine wunderbare Vitalität die Möglichkeit zur Aromabildung nutzen. Am 24. September, ca. zwei Wochen später als sonst, haben wir mit der Lese begonnen und konnten unsere Trauben in einem optimalen Reifezustand ernten. Wir sind also sehr zufrieden mit dem 2016er Jahrgang. Die Weine haben Ausstrahlungskraft, Charakter und Lebendigkeit.

Matthias und Alfred Ochs im Keller ihres Weinguts. Foto: Weingut Ochs

Matthias und Alfred Ochs im Keller ihres Weinguts. Fotos: Weingut Ochs

War das wechselhafte Wetter also nicht so schlimm wie erwartet? Wie war es um die Mengen bestellt?
Das wechselhafte Wetter im Mai/Juni hat uns alles abverlangt. Man konnte nichts planen, sondern musste täglich auf neue Situationen reagieren. Wir mussten uns noch intensiver dem Rhythmus der Natur anpassen und höllisch aufpassen. Die Mengen waren durchschnittlich mit guten bis sehr guten Qualitäten.

Sie haben eine ungemein breite Palette an Weiß-, Rosé- Rot- und Perlweinen. Welcher ist Ihnen in diesem Jahr besonders gut gelungen?
2016 war ein perfektes Jahr für Burgunder, Riesling und Silvaner. Die späte Reife hält die Säure frisch und saftig. Besonders unsere Premium-Rieslinge sind uns dieses Jahr gut gelungen. Aber auch der Grüner Silvaner ist interessant und macht neugierig.

Sie kommen seit Jahren nach Ostbelgien. Warum?
Wir haben festgestellt , dass in Ostbelgien das Interesse und auch die Begeisterung für guten Wein noch massiver ausgeprägt ist. Es macht einfach Spaß, interessierten Leuten unsere Weine anzubieten.

Welche Weine aus Ihrem Sortiment sind hier am beliebtesten?
Das kann man nie so genau sagen. Deswegen haben wir auch immer unser gesamtes Sortiment dabei. Wir haben für jeden Geschmack einen passenden Wein und können dadurch fast jeden Wunsch erfüllen.

Wie soll der Besucher einer Weinmesse in Ihren Augen am besten vorgehen? Welche Tipps haben Sie?
Anfänger sollten sich am besten nur auf die Weinart konzentrieren, die ihnen am besten schmeckt. Wenn man also z. B. nur trockenen Weißwein trinkt, dann sollte man auf solchen Messen auch nur diese Weine probieren. Profis können eigentlich querbeet nach Weinart, Geschmacksrichtung oder Herkunft probieren. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass man das Weinfeeling nur durchs Probieren lernt. Wenn auch mal ein Wein dabei ist, der einem persönlich nicht schmeckt, weiß man danach aber, wie solche Weine schmecken. Gibt es also einen ganz besonderen Wein, lohnt es sich, meistens ihn zu probieren.

Die Familie Ochs verwaltet auf ihrem Weingut in Rheinhessen 22 Hektar Rebfläche.

Die Familie Ochs verwaltet auf ihrem Weingut in Rheinhessen 22 Hektar Rebfläche.

Was kann der Gast falsch machen?
Das häufigste Problem ist das zu schnelle Probieren. Geben sie Ihrem Wein Zeit und die Chance sich präsentieren zu können. Das Weinprobieren ist eine Gefühlssache. Manche Weine zeigen erst nach zwei, drei Minuten im Glas ihr ganzes Können. Oft spielt die Weintemperatur eine große Rolle. Man sollte sich Zeit nehmen und auch mal den Winzer auf seine Weine ansprechen. Ich bin als Winzer über jedes Feedback froh.

Ihr teuerster Wein ist ein Spätburgunder für 6,20 Euro. Wie schaffen Sie es, Ihre Weine zu so demokratischen Preisen anbieten zu können? Oder ist der Belgier einfach bereit mehr Geld auszugeben als der deutsche Nachbar?
Wir wollen Weine für den täglichen Genuss erzeugen. Dabei sollte das Trinkvergnügen zu einem fairen Preis im Vordergrund stehen. Für Belgien haben wir eine andere Weinpreisliste, weil dort unsere Weine durch die Verzollung ca. 1,50 €/Flasche mehr kosten. In unserem Anbaugebiet Rheinhessen, das größte in Deutschland, haben wir die Technik, die Erfahrung und die Lagen, um gute Weine zu fairen Preisen herstellen zu können. Grundsätzlich können wir aber sagen, dass in Belgien etwas mehr Wert auf gute Weine gelegt wird. (hegen)

Das könnte Sie auch interessieren