Der Akt der Etikett-Präsentation. Das Öffnen der Weinflasche am Tisch. Der emotionale Moment beim Lutschen des ersten Schluckes. Weinkenner und solche, die es gerne sein wollen, lieben diesen Moment. Diesen Weingenuss kann man natürlich nicht nur im Restaurant erleben, sondern auch zu Hause. Helfen kann dabei das richtige Zubehör. Zum einen gehört dazu ein vernünftiger Korkenzieher. Zum anderen gibt es auch gute Verschluss-Varianten. „Dann kann sich auch eine geöffnete Flasche ein paar Tage gut halten, ohne dass der Wein an Qualität verliert“, sagt Peer Holm, Präsident der Sommelier Union Deutschland.
Was in den Flaschenhals gehört – ein Überblick:
– Verschlüsse:
1. Der Naturkorken: In traditionellen Weinländern wie Italien, Frankreich, Spanien oder Portugal schwört man weiterhin auf einen Weinverschluss aus Kork. „Das gilt vor allem für Rotweine, die länger lagern müssen“, sagt Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts. Es wird gesagt, dass der Wein durch Kork besser „atmen“, also dosiert Sauerstoff für die Reifung eintreten kann.
2. Der Schraubverschluss: Hochwertige Schraubverschlüsse lassen, ähnlich wie beim Naturkorken, auch dosiert Sauerstoff zu. Außen bestehen sie aus einer Kappe mit Aluminium-Legierung. Innen befindet sich eine Membran, eine Art Einlage aus Kunststoff, durch die der Winzer dem Wein dosiert Sauerstoff zukommen lässt. „Über die Hälfte aller deutschen Weine haben inzwischen einen Schraubverschluss“, sagt Büscher. Auch in Österreich, Australien oder Neuseeland sind Schraubverschlüsse auf dem Vormarsch. „Leider hat der Schraubverschluss nach wie vor ein Imageproblem,“ sagt Sonja Reibold, Pressesprecherin vom Verein Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) in Mainz.
3. Der Schaumwein-Korken: kann auch aus Kunststoff sein. Er ist etwa doppelt so dick wie ein Wein-Korken. Ist er aus Kork, besteht er in der Regel aus zwei Lagen, die in unterschiedlicher Maserung geschnitten wurden. Die Poren werden um 90 Grad versetzt. Darauf kommt ein Knopf aus Presskork. „Da der Kork in der Flasche mit hohem Druck sitzt, kommt eine Drahtsicherung, die sogenannte Agraffe, darüber“, erklärt Reinbold.
– Weinflaschen-Öffner:
1. Der einfache Korkenzieher: hat eine „Seele“. Das heißt, er ist innen hohl. In das Gewinde, also die Spindel, sollte ein Streichholz oder ein zusammengerollter Fünf-Euroschein passen. „Hat das Gewinde eine scharfe Kante, kann der Korken verletzt werden und abbrechen“, erklärt Holm. Ein mildes Gewinde greift besser, weil das Korkmaterial verdrängt wird.
2. Das Kellnermesser: ist ein mehrstufiger Korkenzieher. „Damit kann man eine Flasche Wein sehr elegant öffnen“, findet Büscher. Es ist klein und handlich. Der Kellner kann es in die Hosentasche stecken. Auf der einen Seite befindet sich ein kleines Messerchen. Damit wird die Kappe an der Weinflasche abgemacht. Auf der anderen Seite liegen die Spindel und der Hebemechanismus. Auch hier gilt: Die Spindel sollte Platz für ein Streichholz haben und keine scharfen Kanten. Zunächst wird die Spindel eingedreht, dann der Hebemechanismus am Flaschenrand angesetzt. Nun kann mit Hebelwirkung der Korken aus der Flasche gezogen werden.
3. Der Lamellen-Korkenzieher: Ist der Korken gebrochen oder porös, wird es heikel. Dafür gibt es diesen Korkenzieher mit zwei Blättern. Die Metallstücke werden jeweils an der Seite des Korkenstücks ganz langsam eingedrückt. Damit ist der Korken festgeklemmt und man kann ihn herausziehen. „Das ist aber in der Regel nur für einen Haushalt nötig, in dem ein teuerer, gut gereifter Wein aus dem Keller geholt wird“, sagt Holm.
– Wiederverschlüsse und Co:
1. Der Dropstop stoppt Tropfen. Es ist ein Blättchen, das gerollt in die offene Flasche geschoben wird. Der Dropstop hat eine ähnliche Funktion wie der klassische, ringförmige Tropfschutz.
2. Der Glasstopfen ist eine ausgezeichnete Lösung, um eine offene Weinflasche zu verschließen. „Das sieht ähnlich aus wie bei einer Apothekerflasche“, sagt Holm. Mit diesem Verschluss hält sich der Wein grundsätzlich ein paar Tage.
3. Die Weinpumpe stellt ein Vakuum her. Die Flasche wird mit einem Plastikstopfen geschlossen. Anschließend kann man Luft aus der Flasche pumpen. Allerdings ist die Dosierung so schwierig, dass schnell mal auch Aromen mitherausgezogen werden und der Wein leidet. „Besser ist es, ein anderes Gas darüber zu legen“, sagt Büscher. Dafür gibt es ein spezielles Dosiergerät, in das eine Gaskartusche eingesetzt wird. Geeignet ist das Edelgas Argon, das dosiert in die Flasche eingelassen wird und sich als Schutzschicht über den Wein legt. „Das ist insbesondere bei hochwertigen Weinen sinnvoll“, sagt Reinbold. Denn der Wein bleibt so vor Oxidation geschützt und kann etwas weiterreifen.
Korkt der Wein?
Schmeckt der Wein nach Kork, ist das ein Weinfehler. Technisch gesehen handelt es sich bei dem Geschmackston um Trichloranisol (TCA). Das ist eine Verbindung, die oft über den Korken in die Flasche gerät. Das TCA legt sich wie ein dumpfer, matter Film über das Fruchtaroma des Weines. Dieser Fehlton kann aber auch anders in den Wein geraten. „Da hat man eine Weinflasche mit Schraubverschluss geöffnet und denkt: Der riecht doch nach Kork!“ Das kann vorkommen, weiß Holm. Der Geschmack von TCA kann auch über die Umgebungsluft bis hin zur Abfüllung und Lagerung in den Wein gelangen.
Übrigens: Wer seine Weinflasche mit dem eigenen Korken wieder verschließen will, kann das tun. Allerdings nur mit der Seite, die bereits im Wein war. An der Außenseite können sich Keime befinden, die dem Aroma schaden. (dpa/Foto: Christin Klose)