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Bernd Visé gibt Weinempfehlungen für das Weihnachtsessen

Bernd Visé ist Sommelier, Weinhändler und wandelndes Weinlexikon. In der Eupener Haasstraße betreibt der 53-Jährige das Restaurant „Visé“, das im Guide Michelin geführt wird.

Sie haben in dieser Woche zu einer Probe mit Weinen aus Burgund eingeladen. Was zeichnet die Weine aus diesem Weinanbaugebiet aus?

Bei einer Weinprobe werden Meinungen ausgetauscht, Ansichten kundgetan und vieles mehr, aber im Prinzip bleibt es dabei: Wein ist ein Menschen zusammenführender Nektar. Bei einer Weinprobe kann man von der Theorie in die Praxis übergehen ohne festzustellen, wie schnell die Zeit vergeht. Das war’s für die Thekenphilosophie. Zu Ihrer Frage: Burgund kann gleichzeitig unheimlich feine Weine hervorbringen, elegant, feinschliffig und sehr bekömmlich, sowie Enttäuschungen, die durch die Preissteigerungen der letzten zehn Jahre noch herber sind.

Was ist für Sie ein „großer“ Wein?

  1. ein Wein, der mir unheimlich gut schmeckt
  2. ein großer Name vom besten Winzer und/oder vom bekanntesten Weingut
  3. ein von der Kritik, Journalisten, Sommeliers oder bei Wettbewerben ausgezeichneter Wein

Man könnte damit die Frage beantworten. Für mich persönlich ist ein großer Wein auch – und besonders –  mit Erinnerungen verbunden, Winzer, denen man begegnet ist, Weinberge, die man quasi durchforstet hat, Kellerbesichtigungen mit anschließender Probe. Natürlich, dass der Wein Qualitäten aufweist, sogar sehr viele, die aber harmonisch zusammenwirken müssen, um aus dem Wein einen Nektar zu machen. Und gerade deswegen die Weinproben, bei denen ich auch selber aktiv mitwirke, sprich: verkoste. Anfangs, wenn ich die Weine öffne, während des Abends im Gespräch mit den anderen Weinliebhabern, nachher und wenn möglich einige Tage später um die Entwicklung zu verfolgen.

Sie waren gerade zum Einkauf im Burgund. Wie ist die Preisentwicklung? Wie wird das Jahr 2016?

2016 ist im Burgund ein durchwachsenes Jahr mit geringen Erträgen und erhöhten Preisen. Ein Winzer kann nun mal nicht von einem Bruchteil seiner Ernte leben. Aber abwarten und andere Jahrgänge trinken, die Zeit heilt teilweise viele Wunden.

Wie viel muss man in Ihren Augen mindestens ausgeben, um einen ordentlichen Wein zu erhalten?

Rund 10 Euro müsste man schon vorsehen, es gibt Überraschungen zwischen 6 und 8 Euro, und alles hängt vom Geschmack des Weinkosumenten ab.

Bernd Visé weiß viel über Wein und lässt seine Gäste an seinem Wissen teilhaben. Foto: Heinz Gensterblum

Bernd Visé weiß viel über Wein und lässt seine Gäste gerne an seinem Wissen teilhaben. Foto: Heinz Gensterblum

 

Was halten Sie eigentlich von Punktbewertungen für Weine? Sind sie eine Hilfestellung?

Nette Sache wie in der Schule: Nach meinen Leistungen und Bewertungen in der Schule müsste ich eigentlich Etiketten auf Flaschen kleben…  Spaß beiseite, ehrlich gesagt: Beim Einkauf nimmst du den Wein mit 95 oder 96 Punkten? Für den Laien mag das ja nützlich sein, ist auch ein tolles Marketing, nur ist Wein leider weder Fanta noch Cola!

Weihnachten steht vor der Tür und wir nennen Ihnen einige Stichworte. Was für einen Wein empfehlen Sie dazu?

Aperitif: Crémant, warum nicht aus dem französischen Jura, mit mehr Budget auch Champagner: auf der Flasche steht in ganz klitzeklein: RM Récoltant Manipulant, des Winzers eigener Wein, NM Négociant Manipulant (sorgt für durcheinander, da in der Champagne viele Winzer Trauben beikaufen), MA Marque acheteur, naja…..
Sushi: Sauvignon de Saint Bris
Gänseleber: Valensac Boisrond für mich, wer es süßer mag Coteaux du Layon
Geräuchert Lachs: Quincy
Jakobsmuscheln: hängt von der Zubereitung ab, warm im Fischsud klassisch ein guter Chablis
Geflügel: Morgon oder Régnié
Wild: Rasteau oder Gigondas
Raclette: Altesse de Savoie, Roussette de Savoie, Jacquère „Abymes“
Käseteeller: ein leichter Rotwein, oder ein Weißwein, hängt vom Käse ab, besser nicht zu viele Sorten oder in der gleiche Käsefamile bleiben (Brie, Camembert, Chaource oder verschiedene Hartkäse,) diese Frage kann noch nicht Mal  mit mehreren Seiten  beantwortet werden.
Fruchtiges Dessert: ein halbtrockener Côtes de Gascogne, Jurançon, Pacherenc du Vic Bilh, etc.
Schokoladiges Dessert: VDN im Allgemeinen, wie Rasteau, Maury, Banyuls, Rivesaltes, Port LBV alle Rot: Faustregel: je herber die Schololade, umso süßer der Wein

Müssen Sommeliers eigentlich trinkfest sein?

Ein bisschen schon, und mehr… sag ich nicht! (hegen)

 

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