Warum Ein-Topf-Gerichte das Zeug zum Lieblingsessen haben? Sie machen nicht nur ganze Familien satt und fühlen sich nach einer Umarmung von innen an, sondern sind auch «zahm» in der Zubereitung. Sind die Zutaten erstmal geschnippelt, verlangen sie keine weitere Zuwendung – Deckel zu und die Suppe köchelt unaufwendig auf kleiner Flamme.
Der Aufwand lässt sich auch beim Abwasch geringhalten, denn es wollen nicht zig Töpfe und Pfannen gespült werden. Ob mit oder ohne Fleisch, das immer zuerst mit Zwiebeln angebraten wird: Es brodeln meist gemeinschaftlich Wurzelgemüse wie Rote Bete, Pastinake, Topinambur, Schwarzwurzel oder diverse Kohlarten zusammen in einer Gemüse- oder Fleischbrühe. Sollen Eintöpfe aus Linsen, Bohnen und Erbsen zubereitet werden, ist etwas Vorplanung nötig, denn die Hülsenfrüchte werden am besten vorher über Nacht eingeweicht.
Inspiration aus aller Welt für den Wintereintopf
Die Küchen der Welt bieten reihenweise Ideen, den klassischen Wintereintopf aufzupeppen. Die arabische Küche verzaubert Linsengerichte mit Kreuzkümmel, Koriander und Piment. Ein Klassiker ist etwa «Mejarda» oder auch «Mujaddara». Das Linsengericht wird in Syrien, Israel, Palästina und Jordanien zubereitet, der Clou sind frittierte Zwiebelringe on top. Mit Kokosmilch kommen Aromen aus Südostasien in den Linsen- oder Erbseneintopf.
Oder der Grünkohl-Eintopf – er kann nach thailändischer Art einfach mit Kokosmilch, Süßkartoffeln und einer Chilischote auf dem Herd simmern. Ein Erbseneintopf gewinnt feine asiatische Noten mit Sojasauce, Reisöl oder eineinhalb Löffel Ingwer, fein gehackt.
Duftiger Gruß aus der Levante-Küche
Die Berliner Bloggerin Peggy Schatz kocht etwa einen Wirsingeintopf mit Datteln, gewürzt mit Harissapulver. Oder sie gönnt sich einen duftigen Gruß aus der Levante-Küche, indem sie Rosenwasser zum Einweichen verwendet. Zum Beispiel für weiße Bohnen, die sie zusammen mit Rosenkohl und Kartoffeln kocht. Dafür werden 500 bis 600 Gramm weiße Bohnen über Nacht in Wasser eingeweicht, das mit zwei Esslöffeln getrockneter Rosenblüten aromatisiert wird.
Auf ihrem Blog «zunehmend wild» ist schon seit Jahren nachzulesen, wie sie Rezepte abwandelt und kreativ erweitert und dabei ihr Faible für «Essbares aus Wildkräutern, Wildgemüsen, Wildfrüchten und wilden Baumteilen» auslebt.
Süßkartoffelspäne geben das gewisse Etwas
Peggy Schatz mag das Zusammenspiel von herben und fruchtigen Aromen, etwa beim veganen «Steckrübe Sweet’n spicy»-Topf: «Die Steckrübe gewinnt im Backofen ein aufkonzentriertes, leicht herbes Aroma. Das harmoniert mit dem Süße-Säurespiel der Ananas. Erbsen bringen weitere Süße und eine zweite Farbe ins Spiel», sagt Peggy Schatz.
Für einen schnellen Frucht-Kick in dicken Wintereintöpfen sorgt übrigens auch Essig. Balsamico rundet die Linsensuppe ab, Holunderessig passt prima zur Süßkartoffelsuppe. Eine weitere Anregung: Für eine Eintopf aus Süßkartoffeln und Rettich frittiert sie Süßkartoffelspäne.
Dafür behält sie ein Stück Süßkartoffel übrig, raspelt es und tupft es mit Küchenpapier trocken. Dann erhitzt sie in einem kleinen Topf Speiseöl, gibt die Süßkartoffelraspel vorsichtig hinein und bräunt sie leicht. Mit einem Schaumlöffel werden die Süßkartoffelspäne herausgefischt und zum Abtropfen auf ein Stück Küchenpapier gelegt.
Aroma dank Kreuzkümmel und Kurkuma
Melanie und Sönke Brummerloh berichten auf Ihrem Vollwert-Blog ebenfalls über ihre Experimente in der Küche. Ihre zitronige Linsensuppe steht in weniger als 20 Minuten auf dem Tisch – ist deshalb besonders beliebt bei Eltern von kleineren Kindern, die wenig Zeit haben, vorab viel zu schnippeln.
«Die Suppe kommt ohne Ingwer oder Knoblauch aus, es muss lediglich Porree geschnitten werden», sagt Melanie. «Kurkuma und Kreuzkümmel sorgen für ein schönes Aroma, zudem der frisch gepresste Zitronensaft», ergänzt Sönke. Gebratener Grünkohl, Mangold oder Pak Choi setzen grüne Akzente.
«Sucuk» – kräftig gewürzte Rohwurst aus Bulgarien
Antoniya Hasenöhrl bloggt unter blog-bulgarien.de über Kultur, Land und Leute ihres Heimatlandes. Sie verrät, wie sie das Grundrezept einer klassischen bulgarischen Bohnensuppe aufpeppt: Dafür verwendet sie 250 Gramm Bohnen, zum Beispiel Kidney- oder Canellini-Bohnen, die sie vorab über Nacht einweicht. «Man kann natürlich auch Dosenbohnen verwenden, die haben dann aber weniger Nährstoffe», sagt sie.
Die Bohnen werden mit Bohnenkraut, zwei Tomaten, einer großen Zwiebel, einer Karotte sowie drei Scheiben Kasseler gekocht. Klein geschnittene Zwiebeln, in Öl angebraten, kommen als Topping dazu. Alternativ zum Kassler kann auch eine kräftig gewürzte Rohwurst verwendet werden.
«Sucuk» aus Bulgarien ist je nach Region aus Rind- oder Kalbfleisch und Lammfleisch. Jeder kann die Suppe nach Lust und Laune und dem, was der Kühlschrank hergibt, abwandeln: Dill kann als Ersatzspieler fürs Bohnenkraut in den Topf. Schmand sorgt für eine gewisse Sämigkeit, mit Limetten verrührt für einen spritzigen Touch. (dpa/Foto: Melanie Brummerloh/vollwert-blog.de/dpa-tmn)