Gourmet Tipps & Tricks

Stylen, aber authentisch: So geht Kochen für Instagrammer

Als Netzwerk mit dem Fokus auf Fotos und Videos erreicht Instagram weltweit über 1,2 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer. Was dabei auffällt: Gleich nach dem Lieblingsthema Mode dreht sich der Content (dt. Inhalt) bei den Instagrammern um Food, Food, Food.

Egal, ob deren Ziel große Reichweite ist, finanzieller Erfolg oder einfach nur die Freude am viralen Teilen – es geht dabei anders als im Restaurant einzig darum, dass beim Publikum nur das Auge mitisst. Wer dabei beim Posten (dt. Veröffentlichen im Internet) mit cremigen Pürees, saftigen Kuchenstücken oder samtigen Soßen nach vielen Herzchen (Symbol für «Gefällt mir») heischt, hat auch gegenüber Werbeprofis einen Vorteil: Soziale Medien verlangen keine Perfektion.

Im Fokus steht vielmehr die Authentizität, der Einblick ins echte Leben. Da braucht es kein Haarspray oder Klebstoff für das perfekte Foto von Pasta, Burgern oder Salaten. Im Vordergrund steht beim heimischen Food-Bloggen zuallererst der Spaß, den man beim Zubereiten und Stylen der Gerichte hat.

Planung und Vorbereitung

Dennoch ist Planung beim Kreieren von Food-Content für die sozialen Medien unerlässlich. Die Vorbereitung lässt sich in zwei Teile gliedern: das Kochen und das Inszenieren des Gerichts für die Kamera. Zuletzt kann man sich mit Blick auf zukünftige Post auch Gedanken zur Homogenität der Inhalte des eigenen Profils machen.

Kennen Sie die Schokoladenseite eines Halloumi-Burgers? Es ist die Seitenansicht, so dass all seine Bestandteile gut sichtbar sind. Foto: Eva Bachmann/madamedessert.de/dpa-tmn

Hans Gerlach, gelernter Koch und Food-Kolumnist, bereitet seine Rezepte immer auch für Instagram auf und empfiehlt, eine thematische Linie im Feed (dt. das eigene Profil auf Instagram) zu verfolgen. Etwa einen bestimmten Ernährungs- und Zubereitungsstil, wie beispielsweise das vegane Backen. Dadurch schafft man eine gewisse «Wiedererkennbarkeit» unter den Usern der Plattform.

Zutaten und Kochen

«Farben sind super wichtig», betont Eva Bachmann, Food-Bloggerin von «Madame Dessert», Food-Fotografin und Workshop-Leiterin zum Thema Food-Fotografie mit ihrem Angebot «Food im Fokus». Bunte Zutaten, die zu farbenfrohen Gerichten verarbeitet werden, wirken später auf dem Foto automatisch ansprechender als farblich Einheitliches.

Auch unterschiedliche Konsistenzen der einzelnen Komponenten, etwa Knuspriges oder Cremiges, können gut auf Fotos sichtbar gemacht werden. Hierbei gilt: «Dinge nicht verkochen lassen», rät die Kölner Food-Stylistin Agnes Prus. Der Grund: Zu lange Gegartes sieht schrumpelig oder trocken aus. Wichtig ist bei der Zubereitung außerdem, rohe Zutaten zurückzuhalten, da man diese später als Requisiten für das Foto nutzen kann.

Unfotogene Gerichte gibt es nicht, sind sich die Profis einig. Es lässt sich jedes Rezept, dass man gerne kochen möchte, auch fotografieren. Sogar bei Eintöpfen, die auf Anhieb eher weniger fototauglich wirken, kann man mit unterschiedlichen Konsistenzen spielen. So lassen sich bunte Zutaten, etwa Erbsen, erst für das Foto hinzufügen – so wird nicht alles vermengt. Oder für das Foto werden einige Zutaten neben dem Topf oder der Schüssel drapiert.

Schwieriger zu fotografieren sind aber beispielsweise Aufläufe. Bei ihnen befindet sich der Blickfang im Inneren, aber ein Anschnitt gelingt häufig nicht glatt genug, denn die Schichten fallen meist auseinander. Agnes Prus hat einen Tipp: Aufläufe am besten abkühlen lassen und erst dann anschneiden, dadurch ist alles etwas fester.

Schritt für Schritt zu schönen Bildern

Vor dem Fotografieren schlägt Eva Bachmann vor, sich ein paar Fragen zu beantworten: Wo ist die Schokoladenseite meines Gerichts? Bei Burgern etwa vorne statt oben, um die einzelnen Zutaten abzubilden. Außerdem: Was ist der Zweck meines Fotos? Ist es für Instagram? Dann benötige ich es im Hochformat. Was will ich mit meinem Foto aussagen? In welche Szene lade ich die Betrachter ein? Und wo ist das beste Licht?

Manchmal ist das Interessante im Inneren verborgen: Von diesem Schokoladenkuchen mit Birnen lohnt sich daher ein Anschnitt für das Foto. Foto: Eva Bachmann/madamedessert.de/dpa-tmn

Licht ist überhaupt der Schlüssel zum Erfolg. Gutes, nicht zu sonniges, weißes Tageslicht ist die Grundvoraussetzung für ein schönes Food-Foto. Beim Dekorieren und Inszenieren des Fotosets empfiehlt Hans Gerlach auf die Maßstäbe der Dekoartikel sowie der Speisen zu achten.

«Auf Fotos wirkt alles monumentaler als es ist», weiß auch Eva Bachmann, die daher bei der Wahl ihrer Zutaten gerne auf lose Produkte setzt, um sich etwa die schönste kleine Möhre rauszusuchen, die sie kriegen kann. Kräuter, Nüsse und Co. zur Garnitur können die Bilder ebenfalls aufwerten, sollten aber immer auch geschmacklich zum Gericht passen.

Requisiten müssen zur Szene passen

Bei weiteren Requisiten wie Tüchern oder Besteck gilt es genauso auf die Proportionen und den inhaltlichen Zusammenhang zur Szene zu achten. Ein dicker Ofenhandschuh neben einem sommerlichen Salat macht keinen Sinn und käme dementsprechend auch auf dem Foto nicht gut rüber.

Ein weiterer Tipp von Agnes Prus: Ungerade Zahlen an Tellern oder Schüsseln lassen sich besser inszenieren. Außerdem kann es sich lohnen, bei mehreren Gerichten auf einem Bild auch mal einen Teller etwas aus dem Bild zu ziehen und ihn nur halb abzubilden.

Jeder könne als Laie zu Hause ästhetische Bilder von Speisen für Instagram produzieren. Dabei sollte der Spaß im Vordergrund stehen. Wenn man dabei aber doch mal etwas verzweifelt, lohnt sich manchmal der Griff zur Sprühflasche, um mit Wassertropfen dem Gericht einen Frischekick zu verleihen. Oder aber man geht ein paar Schritte zurück und übt zum Beispiel mit einem Apfel, um erstmal das richtige Tageslicht zu finden. (dpa/Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

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