Mahlzeit (4/Paparazzi): Mehr als nur eine Brasserie

Immer mehr Restaurants schränken ihre Öffnungszeiten ein, um der Kosten Herr zu werden. Das gilt nicht für das Paparazzi am Eupener Marktplatz, denn hier ist de facto immer geöffnet – und das seit den frühen Morgenstunden, mindestens 364 Tage im Jahr. Nur am ersten Weihnachtstag bleibt die Tür zu und die Küche kalt. Vassili Tilkeridis und Frank Neumann übernahmen die Gaststätte im Herzen der Weserstadt vor fünf Jahren, der eine Profi-Gastronom, der andere Quereinsteiger im Horeca-Sektor. Gab es in den Jahren zuvor in dieser Immobilie der Bauerei Haacht ein Kommen und Gehen, so ist in Sachen Mieter seitdem Kontinuität eingekehrt. Und das hat seinen Grund.

Das Geschäft läuft. Nicht nur im Sommer, wenn bei Sonnenschein eine der schönsten Terrassen der Weserstadt zum Verweilen einlädt. Das Paparazzi firmiert als Brasserie und bietet neben dem Thekenbetrieb seit jeher eine gutbürgerliche Küche mit klassischen Brasserie-Gerichten an. Neben Salaten und Nudelgerichten dürfen Klassiker wie Filét americain, Königinpastetchen oder Boulettes liégeoises nicht fehlen.

Doch das Angebot hat sich gerade in der letzten Wochen und Monaten spürbar entwickelt. Eine Wildkarte gehörte schon in der Vergangenheit in der entsprechenden Saison zum Programm des Hauses, doch die Tagesempfehlungen sind raffinierter geworden. Da taucht auf einmal eine rote Meeräsche, ein Rochenflügel oder eine Bouillabaisse auf, Gerichte, die man eher in einem Restaurant als in einem Bistro erwartet. Der Grund dafür hat einen Namen: Guy Danon hat vor einigen Wochen das Kommando in der Küche übernommen. Der 42-jährige Montzener war viele Jahre an der belgischen Küste aktiv, bevor er nun wieder in seine Heimat zurückkehrte und im Paparazzi eine neue berufliche Herausforderung fand.

Bei unserem Besuch entschieden wir uns für ein Seeteufelmedaillon auf einer Armocaine-Sauce, bei der der neue Küchenchef seine Erfahrung mit Fischgerichten ausspielen konnte. Anschießend gab es ein Hirschkalbsteak mit verschiedenen Saucen und Wintergemüsen. Bei beiden Gerichten gab es kaum etwas zu beanstanden. Der Service ist freundlich, das Ambiente auch abhängig davon, ob an der Theke viel los ist oder nicht. Bei der Weinauswahl wäre ein bisschen mehr nicht falsch. Warum nicht auch hier aktuelle Empfehlungen?

Fazit: nette Brasserie mit 40 Sitzplätzen mitten in der Stadt mit korrektem Preis-Leistungsverhältnis und einer Küche, die mehr bietet als nur eine Standardgericht. Am Wochenende ist eine Reservierung ratsam. Durch einen Wintergarten soll das Platzangebot bald aufgestockt werden. (hegen)