Glut, Feuer, Qualm – echtes Grillen geht nur mit Holzkohle. So denken jedenfalls einige Grillfans. Unsinn, sagen die Experten. Zumindest geschmacklich gibt es zwischen Holzkohle- und Gasgrills keinen Unterschied. «Durch den Holzkohlerauch in der Nase meinen nur viele, dass es besser schmeckt», sagt Rudolf Jaeger, der bereits mehrere Bücher zum Grillen geschrieben hat.
Vom reinen Grillergebnis nehmen sich beide Formen nichts. Die Entscheidung für einen Gas- oder Holzkohlegrill ist deshalb eine sehr individuelle, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen, zum Beispiel Platz: Wer nur einen kleinen Balkon hat, muss oft Rücksicht auf die Nachbarn nehmen. «Wegen der Rauchbelästigung neigen viele Städter eher zum Gasgrill», sagt Jaeger. Bei einem großen Garten dagegen ist ein Holzkohlegrill meist kein Problem. Und für Ausflüge ist ein kleiner Grill mit Kohle oft mobiler und praktischer. Inzwischen gibt es aber auch mobile Gasgrills.
Einen großen Unterschied gibt es beim Preis: Ein einfacher Kugel-Holzkohlegrill kostet maximal 50 Euro, Modelle der Premium-Hersteller wie Weber gibt es zwischen 200 und 300 Euro. Gasgrills sind deutlich teurer, gute Modelle kosten 500 bis 700 Euro, sagen die Experten. Der jüngste Test der Stiftung Warentest zeigt aber: Auch Grillwagen zwischen 250 und 300 Euro schneiden gut ab, zum Beispiel Modelle von Toom oder Landmann.
Zu der eigentlichen Anschaffung kommt noch der Unterhalt: Ein 10-Kilo-Sack mit guter Holzkohle kostet etwa 20 Euro – etwa genauso viel wie eine 11-Kilo Gasflasche, die aber deutlich länger hält. Langfristig lohnt sich die Anschaffung eines Gasgrills also. Die Technik ist allerdings anfälliger für Schäden, die Brenner können beispielsweise kaputtgehen. Die Experten empfehlen deshalb Markengeräte. Hier sind Ersatzteile in der Regel noch lange verfügbar.
Beim Preis sind die Grenzen nach oben offen. Vor allem durch zusätzliche Funktionen oder Zubehör. «Ein Grill hat inzwischen auch Statussymbol-Charakter», sagt Oliver Quaas. Er ist Barbecue-Weltmeister von 2017 und schreibt auf seinem Blog «Living BBQ» rund ums Grillen. Mit dem Grillergebnis hat der Preis aber wenig zu tun. Viel wichtiger ist die Handhabe.
«Der Fehler sitzt meist davor», sagt Quaas. Gerade der Holzkohlegrill erfordert viel Gefühl und Arbeit. Und die beginnt schon bei der riesigen Auswahl an Kohle und Anzündern. Wichtig ist, das Fleisch nicht auf offenem Feuer zu grillen und die Temperatur mit der Glut zu steuern. Etwa 200 Grad sind bei Fleisch sinnvoll, Pizza braucht etwas mehr, Beilagen weniger Hitze. Oliver Quaas empfiehlt, den Grill in Zonen einzuteilen, das Fleisch zunächst scharf anzubraten und es anschließend bei niedrigerer Hitze durchzugaren. Kleine Blechschiffchen können dabei helfen. Durch mehrere Brenner und Temperaturanzeigen kann man den Gasgrill deutlich leichter und präziser steuern.
Auch die Reinigung spielt bei der Wahl des Grills eine Rolle.
Ein weiterer Pluspunkt für den Gasgrill ist der Zeitfaktor. Aufbau und Installation sind zwar teilweise aufwendig. Während ein Holzkohlegrill aber 30 bis 45 Minuten bis zur Betriebstemperatur braucht, kann man beim Gasgrill in etwa 15 Minuten loslegen. Und auch beim Grillen spart man dank mehr Platz und Brennern Zeit – gerade, wenn man ganze Gerichte zubereiten will.
«Gasgrills sind inzwischen komplette Außenküchen geworden», sagt Rudolf Jaeger. Wer arbeitet, wenig Zeit hat und vielleicht sogar für die ganze Familie grillen will, ist deshalb mit einem Gasgrill wohl besser aufgestellt. Zumal eine Ladung Kohle nur für etwa eineinhalb Stunden reicht. Für echte Grillfans wie Oliver Quaas schließt das eine das andere aber nicht aus: «Wir grillen in der Woche oft mit Gas und am Wochenende eher mit Holzkohle.»
Auch die Reinigung spielt bei der Wahl des Grills eine Rolle. Die ist beim Gasgrill wesentlich einfacher und geht deshalb schneller, denn der Aschestaub der Holzkohle macht viel Dreck. Hier machen viele Griller aber grundsätzlich einen Fehler. «Das Gerät muss ausgebrannt werden, damit Fettrückstände verschwinden», sagt Lea Christ, Vizepräsidentin der German Barbecue Association. Das bedeutet: Den Gasgrill nach dem Grillen nochmal hochdrehen und beim Holzkohlegrill Kohle nachlegen, sonst verrosten die Gitter. Viele Griller beherzigen das nicht, dabei sind die Gussrosts sehr empfindlich.
Fazit: Der Gasgrill ist einfacher zu bedienen und spart beim Grillen Zeit. Leidenschaftliche Griller finden das aber oft langweilig und nehmen sich diese Zeit gerne. In Sachen Gemütlichkeit und Ambiente bevorzugen viele den Holzkohlegrill. Denn ein offenes Feuer ist beim Grillen eben doch urtümlicher. (dpa/Foto: Monique Wüstenhagen/dpa-tmn/dpa)