Die oberste Regel an verkaterten Tagen ist wohl folgende: Flüssigkeit, Flüssigkeit, Flüssigkeit. Das gilt auch für den Neujahrstag, an dem der Kopf vom Sekt dröhnt und die späte Bettzeit tiefe Augenringe ins Gesicht gezeichnet hat.
Ein Topf vorgekochte Suppe kann dann das pure Glück sein – und das nicht nur, weil sie ordentlich auf den Flüssigkeitshaushalt des Körpers einzahlt. «Suppen sind warm, machen satt, sind aber zeitgleich nicht so viel. Und im besten Fall schmecken sie wie bei Oma», schwärmt Food-Bloggerin Thyra vom suppen.blog.
Dazu kommt: Aufgewärmt sind Suppen und Eintöpfe mindestens doppelt so aromatisch. Wer also im alten Jahr bereits vorgekocht hat, muss an Neujahr nur kurz vom Sofa runterrollen, um den Herd anzustellen.
Deftig ist an Neujahr nicht unbedingt die beste Wahl
Was macht eine gute Suppe für den Neujahrstag aus? Aus dem Bauch heraus würden viele Menschen wohl antworten: «Sie sollte deftig sein.» Kein Wunder: Schließlich ist an Katertagen auch wichtig, wieder Mineralstoffe in den Körper zu holen – dabei können salzige Gerichte helfen. So eilt etwa der Soljanka, die mit dem Wortbestandteil «Sol» die Salzigkeit schon im Namen trägt, der Ruf einer Katermahlzeit voraus.
Der osteuropäische Eintopf basiert auf einer kräftigen Fleisch- oder Fischbrühe, in der unter anderem geräuchertes Fleisch, Würstchen, Gewürzgurken, Sauerkraut und Kapern gegart werden. Serviert wird der Eintopf mit einem großzügigen Klecks Schmand. Doch: Für die Verdauung sind womöglich leichtere Suppen mit viel Gemüse die bessere Wahl. «Schließlich hat man über die Feiertage hinweg ja gut gespachtelt», sagt Matthias F. Mangold, der als Genussjournalist arbeitet und eine Kochschule betreibt.
Besonderer Dreh: Gemüsenudeln und Mango-Topping
Eine große Ladung Gemüse verschafft sich etwa, wer eine Rote-Bete-Suppe vorbereitet hat. Matthias F. Mangold kocht dafür zunächst Rote Bete in einem Fond nach Wahl und püriert sie anschließend mit etwas gewürfelter Mango und Ingwer. Serviert wird die Suppe mit einem fruchtigen Topping, für das er Crème Fraîche, die restliche Mango und Zitronensaft zu einer Creme vermixt.
«Diese Suppe schmeckt erdig, fruchtig und durch den Ingwer leicht scharf», beschreibt Mangold. Einzige Herausforderung: Beim Essen sollte man nicht allzu schläfrig sein – nicht, dass versehentlich ein Löffel der knalligen Suppe auf dem geliebten Kuschelpullover landet.
Food-Bloggerin Thyra bedient sich zum Jahreswechsel gern an ihren tiefgefrorenen Vorräten Hühnerbrühe. «Wenn man etwas verkatert ist, tut eine Gemüse-Nudel-Suppe mit Zitrone besonders gut», sagt sie. Dafür bringt sie Zucchini oder Möhre mit einem Spiralschneider in Spaghetti-Form und serviert sie anschließend mit ordentlich Zitrone in Hühnerbrühe. Eine leichte Mahlzeit – in der Zubereitung wie auch anschließend im Magen.
Thai-Suppen pusten den Kopf frei
Clever ist auch der Versuch, den Kater schon während der Silvesterfeier in die Flucht zu schlagen. Auch dabei kann Hühnerbrühe zum Einsatz kommen. «Ich serviere gerne eine Nach-Mitternachtssuppe», sagt Mangold. Besonders gut eignet sich seiner Erfahrung nach eine Tom Kha Gai, eine thailändische Suppe mit Hühnerfleisch, Fischsoße, Limette, Ingwer und Chili.
«Die verschiedenen Geschmacksrichtungen, die Kombination aus scharf, salzig und sauer – das bläst den Kopf richtig frei», so Mangold. Fans von Meeresfrüchten können statt des Hühnerfleisches auch Garnelen verwenden: Der Name der Suppe lautet dann etwas anders: Tom Kha Gung. Die Wirkung dürfte aber ganz ähnlich sein.
Übrigens: Möchte man klare Suppen vorkochen, bietet es sich an, die Komponenten getrennt vorzubereiten. «Alles, was man schnippeln kann, kann man gut am Tag zuvor erledigen», so Thyra. Kurz vor dem Essen wird dann die Brühe mit Gewürzen aufgesetzt und die Einlagen mitgegart.
Selbst die Rotkohl-Reste wandern in die Suppe
Und wenn vor lauter Feier-Vorbereitungen an Silvester die Zeit zu knapp war, um schon für den nächsten Tag vorzukochen? Auch dann muss niemand auf eine fix zubereitete Suppe verzichten, die bestenfalls auch den Kater besänftigt. «Suppen eignen sich perfekt für die Verwertung von Resten», sagt Food-Bloggerin Thyra. Und die dürften sich nach all der Schlemmerei der vergangenen Feiertage reichlich im Kühlschrank angesammelt haben.
«Sind vom Silvester-Fondue Fleischreste übrig, kann man diese einfach in Brühe servieren», so Thyra. Auch übrig gebliebenes Gemüse lässt sich in Brühe garen – dass die Karotten etwas schrumpelig sind oder der Broccoli etwas trocken, fällt dann gar nicht mehr auf.
Selbst das deftige Rotkraut, das vielleicht noch von Weihnachten im Kühlschrank oder Tiefkühler übrig ist, lässt sich zu einer cremigen Suppe verarbeiten, wie Foodbloggerin Thyra vorschlägt. Dafür würzt sie das aufgewärmte Rotkraut noch einmal kräftig, ehe sie es mit Sahne und Ingwer püriert.
Kochbuchautor Mangold hat noch einen Vorschlag: Wer noch eine Dose Tomaten im Vorratsregal stehen hat, kann eine schnelle Tomatensuppe köcheln. Knoblauch und Zwiebeln anschwitzen, etwas Tomatenmark einrühren, mit Gemüsebrühe und den Dosentomaten ablöschen.
Wer den Mythos «Gegen den Kater hilft Alkohol» am eigenen Leib überprüfen will, rundet die Suppe – so schlägt es Mangold vor – nun noch mit etwas Gin ab. Alle anderen lassen sich das Essen getoppt mit etwas geriebener Orangenschale schmecken. (dpa/Foto: Thyra Parthen/dpa-tmn)