Hyvää joulua, Gud Jul, Buon Natale und С Новым годом – Weihnachtsgrüße auf Finnisch, Schwedisch und Italienisch sowie gute Wünsche zum neuen Jahr auf Russisch. Was im Norden, Süden und Osten kulinarisch zu den Feiertagen aufgetischt wird, klingt mindestens genauso gut. Eine Inspiration für die eigene Festtagsküche.
Finnland: Milchreis und kiloweise Schinken
Weil der Weihnachtsmann in Finnland wohnt, ein erster Blick auf die Festtafel hoch im Norden. Ein Klassiker ist Joulukinkku, der Weihnachtsschinken: Dafür wird ein großer Schinken, gerne bis zu zehn Kilo schwer, vier bis fünf Tage vor dem Verzehr eingepökelt und dann im Ofen gebacken. Für eine Kruste sorgen Senf, Zucker und Paniermehl. Garniert mit Erbsen, gekochten Backpflaumen oder Apfelstückchen kommt der Braten auf den Tisch, begleitet von einem Auflauf aus Kartoffeln, Karotten oder Steckrüben.
Für die Finnin Erica Löfman ist dieser Klassiker keine Option. Sie verzichtet auf Fleisch und kommt in weihnachtliche Stimmung mit diesem relativ einfachen finnischen Klassiker: «Eines meiner Lieblingsgerichte, das ich mir jedes Jahr zu Weihnachten zubereite, ist warmer Milchreis, der mit Zimt und Zucker bestreut und mit einem Schuss Milch in der Schüssel serviert wird», erzählt die Art Directorin. «Wir essen ihn am Weihnachtsmorgen – den wir übrigens am 24. Dezember feiern.»
Vorweihnachtliche Pikkujoulu-Saison schon ab November
Schon einige Wochen vor Weihnachten kümmert sich Erica Löfmann um das traditionelle Joulutorttu-Weihnachtsgebäck: «Dafür wird Blätterteig zu Sternen gefaltet und vor dem Backen mit Pflaumenmus gefüllt – mega easy!»
In der Vorweihnachtszeit kommen oft Freunde zu Besuch. «Ich würde sagen, das ist typisch finnisch: Zum Gebäck gibt es eine Tasse Glühwein. Unser finnischer Glögi ist weniger süß als Glühwein und wird normalerweise mit Rotwein hergestellt», beschreibt Erica Löfman die Tradition. Die Pikkujoulu-Saison, wie die vorweihnachtliche Partysaison heißt, beginnt schon Anfang November.
Schweden: Julbord-Buffet mit Hering und Trockenfisch
Glögg trinkt man auch in der Vorweihnachtszeit in Schweden, je nach Gusto wird der Rotwein mit Korn oder Wodka ergänzt. «Dazu werden Rosinen und Mandeln angeboten, die in den warmen Glögg gegeben werden», berichtet Karin Fornander.
Sie mag die schwedische Tradition, dass sich an Weihnachten Familien und Freunde am Buffet treffen, wenn ein Julbord aufgetischt wird. Dort darf Fisch nicht fehlen, je nach Region zum Beispiel sauer eingelegte Heringe, etwa in Dill-, Curry- oder Senfsauce, geräucherter oder gebeizter Lachs, Krabben oder auch Räucheraal.
«Für die ältere Generation ist auch Lutfisk eine Delikatesse», sagt Karin Fornander. «Das ist ein traditionelles nordisches Weihnachtsgericht, bei dem Trockenfisch gewässert wird und eine besondere Konsistenz bekommt.»
Zu den klassischen Fleischspeisen des Julbord gehören auch die hierzulande längst bekannten Fleischbällchen Köttbullar, kleine geräucherte Würstchen Prinskorv und Schinken Julskinka, serviert mit süßem Senf. Wie ihre Kollegin Erica verzichtet auch Karin auf Fleisch und ersetzt etwa die Köttbullar durch Käse-Mandelbällchen.
Italien: Deftige Weihnachtswurst mit Linsen
Bei der Frage nach einem klassischen italienischen Weihnachtsgericht kommt Torsten Schäfer ins Grübeln. «Das ist nicht so einfach zu beantworten, denn es gibt ja nicht die eine italienische Küche, sondern ganz viele Regionalküchen, die sich in den Kochtraditionen und Gerichten unterscheiden», sagt der Food-Blogger, der auf dishes-delicious.de nicht nur Rezepte veröffentlicht, sondern auch Kochgespräche führt. Um einen deftigen Tipp gebeten, empfiehlt Schäfer den Klassiker «Cotechino mit Linsen». (Foto oben)
Cotechino ist eine Kochwurst mit einer Füllung aus gehacktem mageren und fettem Schweinefleisch. «Er ist eng verwandt mit dem Zampone, einem gefüllten Schweinefuß, der ebenfalls zu den klassischen Weihnachtsgerichten Italiens zählt», sagt Torsten Schäfer, dem allerdings der Cotechino etwas besser schmeckt. «Während beim Zampone das Fleisch im dicken Schweinefuß steckt, ist die Haut des Cotechino viel dünner. Das macht das Gericht zarter und delikater.»
Russland: Blinis mit veganem Kaviar
Tatjana Zielke berichtet, dass sich in ihrer Heimat Russland vor allem an Silvester «die Tische biegen»: «Dann wird nur das Beste aufgetischt», so Zielke und erklärt: «Weihnachten wird in Russland auch gefeiert, und zwar am 7. Januar. Es ist ein wichtiger Feiertag, jedoch spielt das Neujahr und damit Silvester in Russland eine wichtigere Rolle.»
Am 31. Dezember würden dann die Geschenke überreicht, jedoch nicht vom Weihnachtsmann, sondern von Väterchen Frost und seinem Schneemädchen. «Silvester ist der wichtigste Feiertag in Russland, es werden Unmengen an Essen gekocht, und die Feiertage erstrecken sich bis zum 10. Januar», erzählt die Bloggerin, die als Veganuschka traditionelle russische Speisen vegetarisch abwandelt.
Sie serviert etwa die Blinis, Allrounder-Pfannkuchen in der russischen Küche, mit veganem Kaviar. Für den Teig nimmt sie Weizen- und Buchweizenmehl, Hafermilch und Kokosblütenzucker. Der Buchweizen schmeckt sehr würzig und ist glutenfrei. Das Buchweizenmehl klebt also nicht. «Und weil meine Pfannkuchen vegan sind, hat das Klebereiweiß aus Weizenmehl eine wichtige Funktion: Es hält die Buchweizenpfannkuchen zusammen», sagt Tatjana Zielke. Für die Füllung empfiehlt sie eine fischige Note aus veganem Kaviar und einer leichten Creme. «Ich liebe den Geschmack nach Meer: Algen, Noriblätter, Seegras.» (dpa/Foto: Torsten Schäfer/Dishes Delicious/dpa-tmn)