„Es ist für uns eine große Überraschung und Ehre zugleich. Es ist natürlich toll, jetzt praktisch landesweit bekannt zu sein“, kommentiert Mirko Radermeker die Auszeichnung am Morgen nach der Verleihung in Lint (Provinz Antwerpen). Ein Anruf der Verantwortlichen von „Gault&Millau“ im Vorfeld hatte die Eupener Gastronomen darauf hingewiesen, dass sie mit einem „gewissen Preis“ rechnen dürfen und sie somit explizit zur Vorstellung eingeladen wurden. „Wir konnten leider nicht vor Ort anwesend sein, haben die Veranstaltung aber im Livestream im Internet verfolgt“, berichtet der Küchenchef.
Die Privatküche ist längst einer professionellen Einrichtung gewichen.
Am Anfang stand die Idee, den Gästen einen geselligen Abend, ein kulinarisches Erlebnis sowie Entspannung im gemütlichen und lockeren Ambiente zu bieten. Das ehemalige Wohnzimmer der Familie Klinkenberg schuf dafür den idealen Rahmen. „Wir halten uns nicht unbedingt an Vorgaben der alten französischen Schule, sondern versuchen, die Gastronomie nach unseren Ideen auszuleben. Die Gerichte sollen auf den Punkt zubereitet und voller Geschmack sein. Es muss perfekt aussehen“, umschreibt Mirko Radermeker seine Zubereitungen, die seine Partnerin den Gästen auf schickem Porzellan an den Tischen mit dem nötigen Hintergrundwissen kredenzt. Gerne werden regionale Produkte verarbeitet.
Die Privatküche, aus der Mirko Radermeker die Essen zu Beginn schickte, ist längst verschwunden und einer professionellen Kücheneinrichtung gewichen. Weitere Anpassungen, um den Arbeitsalltag zu erleichtern, sind geplant. Neben einem Koch und einer Spülhilfe wird das Paar auch von einem Lehrling in der Küche bzw. im Service unterstützt.
Lisa Klinkenberg und Mirko Radermeker hatten vor dem Schritt in die Selbstständigkeit in ihren Lehr- und Wanderjahren die verschiedensten kulinarischen Erfahrungen machen können. Als sie starteten, hatten sie mehrere Optionen durchgespielt und entschieden sich bewusst für ein kleines Restaurant mit einer kleinen Karte. Die Anzahl der Plätze nahm mit der Zeit aber spürbar zu, da weitere Räume wie das Klavierzimmer und ein „Chefs Table“ in der Küche integriert wurden. Somit stieg die Zahl der Plätze von zehn auf maximal 30 an. „Damit konnten wir der Nachfrage gerecht werden und uns so entwickeln und professionalisieren, wie wir es bisher getan habe“, so der 32-Jährige im Gespräch mit dem GrenzEcho.
Kurz vor dem Sommer war der „Gault&Millau“ offenbar vor Ort: „Sie haben sich nicht vorgestellt, doch erkenne ich das Menü an beiden beschriebenen Gängen zurück“, so der Küchenchef, der für seine Leistung 13,5 Punkte erhielt: „Damit sind wir zufrieden. Das ist mit Sicherheit ein guter Einstieg in diesen Führer.“
In zwei Wochen wird der Guide Michelin seine Ausgabe für das Jahr 2020 präsentiert. Ist diesbezüglich der Traum von einem Stern vorhanden? „Nein, dafür sind wir noch zu jung im Geschäft, zumal der Guide Michelin häufig auf Konstanz setzt. Ihn vielleicht eines Tages zu bekommen, wäre aber mit Sicherheit ein tolles Gefühl“, meint Radermeker zu den Erwartungen im Hinblick auf die Veröffentlichung des „roten Führers“ am 18. November.
Viele Gäste im Antoine kommen bereits aus Deutschland zum Schlemmen in den Ortsteil Stendrich. „Wir gehen davon aus, dass die Auszeichnung des ‘Gault&Millau’ uns jetzt noch mehr Gäste als bisher aus der Wallonie bescheren wird“, schätzt Radermeker. Wer einen Tisch im Antoine ergattern möchte, tut mehr denn je gut daran, frühzeitig zu reservieren.
Im Osten des Landes führt La Menuiserie aus Champagne mit 16,5 Punkten vor Zur Post aus St.Vith mit 15,5.
Mit der Benotung gehört das Restaurant Antoine nun zur Top 10 im gesamten Bezirk Verviers. Das beste Haus ist für den „Gault&Millau“ auf diesem Territorium La Menuiserie in Champagne, wo das Wirken von Thomas Troupin mit 16,5 Punkten bewertet wurde. Zur Post (15,5/St.Vith), Lafarques (Pepinster), Quadras (St.Vith) und Cyrano (Weismes/alle 15) folgen (siehe auch Grafik anbei).
Der einzige Neuling aus Ostbelgien ist Le Jardin aus Oudler. Bei ihrer Premiere erhielt Francine Wickler 12 von 20 möglichen Punkten. Auffallend ist, dass die Küche im Le Gourmet in Eupen seit Monaten geschlossen ist, aber nach wie vor mit 13 Punkten gelistet wird. (hegen/Foto: GE-Archiv)