Der Gastroguide Euregio ist auch in diesem Jahr der Wegweiser durch das kulinarische Angebot in der Euregio Maas-Rhein. „Und dieses ist sehr dynamisch“, stellt Belinda Petri fest. Die Kunsthistorikerin leitet seit 2017 die Redaktion des Guide, der im Aachener print ‘n’ press Verlag erscheint. „Es hat sich enorm viel getan – und das ist keine Floskel“, unterstreicht sie mit Blick auf die gestarteten Projekte, aber natürlich auch auf die Fluktuation, mit der die gesamte Branche ständig zu tun hat. Insbesondere die Stadt Aachen war in der jüngeren Vergangenheit von Schließungen in der gehobenen Gastronomie betroffen, doch folgten diesen auch neue Initiativen, die bereits gestartet sind (wie im Ratskeller) oder unmittelbar vor dem Neustart (wie beispielsweise im ehemaligen Petit Charlemagne) stehen. „Ich würde hier nicht von einer Krise sprechen, sondern von einer gewöhnlichen Dynamik, begleitet in vielen Fällen auch von einem Generationswechsel“, so Petri.
Seit 17 Jahren „Appetitanreger“
Der Gastroguide Euregio versteht sich selbst seit 17 Jahren als „Appetitanreger“. Für den langjährigen Verleger Josef Heinrichs ist es der letz te Gastroguide. Der geistige Vater des Produktes verabschiedet sich Ende des Jahres in den Ruhestand. Die Tester besuchten neu eröffnete Restaurants und altbekannte Klassiker und prüften diese hinsichtlich Küchenleistung, Service und Ambiente. Ihre Zeugnisse gibt es in der gerade erschienenen Ausgabe, die für 8,90 Euro erhältlich ist: „Unsere Motivation ist dabei nicht nörgeln und kritteln, wir möchten unseren Lesern die gastronomische Vielfalt der Euregio aufzeigen und sie zum Ausprobieren animieren: mediterrane Sonnenküche und original Neapolitanische Pizza in Aachen, regionale Miniatur-Preziosen in Form von Süßkartoffelsuppe im Reagenzglas in Schinnen oder bretonische Artischocke mit grauen Garnelen an Estragonvinaigrette in Spa“, schwärmt Belinda Petri von der Vielfalt des kulinarischen Angebots. 110 Restaurants werden übrigens erstmals besprochen.
Auf der einen Seite ist es die Systemgastronomie, die zusehends mehr Raum im kulinarischen Angebot einnimmt, auf der anderen Seite stellt man weiterhin einen großen Trend zur Regionalität fest, dass dort, wo es geht, Produkte aus der Umgebung eingesetzt werden. „An der Spitze der euregionalen Küche sieht es aber nach wie vor gut aus“, stellt Belinda Petri fest und verweist in diesem Zusammenhang mit Blick auf die deutsche Spitzenküche auch auf Brock Schlimbach im Burgrestaurant Nideggen, die Burgstuben Residenz – St. Jacques in Heinsberg-Randerath
oder Bembergs Häuschen in der Burg Flammersheim in Euskirchen.
Die besten Konzepte gebe es aber zweifelsohne in den Niederlanden, so die Expertin: „Hier gibt es so viel Innovation. Hier wird Gastronomie immer neu gedacht und das ernsthaft und nachhaltig.“ Im Lütticher Raum findet dann eher derjenige seine Wünsche erfüllt, der die französische Küchentradition sucht. In Aachen blühe derzeit eine regionale Küche auf, in der die Wirtshauskultur modern gestaltet wird.Über die verschiedenen Rubriken und Regionen wird der Leser schnell fündig, wenn er in eine andere Gegend aufbricht und weiß, dass er bürgerlich-regional oder französisch-belgisch essen will.
Die Systemgastronomie will sie nicht verteufeln. Im Gegenteil sogar. „Sie ist belebend. Dort ist häufig viel los und sie spricht zum Teil eine andere Klientel an. Es ist ein bestimmter Schlag von Leuten, die diese Erlebnisgastronomie und nicht unbedingt die klassische Gastronomie suchen“, so die Aachenerin.
In den „Großen Kritiken“, zwei pro Region, gehen die Tester ausführlich auf die Betriebe ein. In Belgien hat das Team das L’Air de rien von Stéphane Diffels in Esneux besucht. „Er erhebt lokale Zutaten durch Purismus und alte Techniken zur ultramodernen Regionalküche“, schreibt die Autorin. Außerdem schaute sich die Redaktion ausführlich das Manoir de Lébioles in Spa und damit „Das kleine Versailles der Ardennen“ an.
„Service-Knigge“ als Vorbereitung
Neben den Tests, Empfehlungen und Neuigkeiten bietet der Magazinteil auch wieder jede Menge Reportagen aus der Welt der Kulinarik. „Wir waren beim 36. Journée des Confréries de Wallonie et de Bruxelles, dem Jahrestreffen der gastronomischen Bruderschaften, im Château d‘Hélécine im brabantischen Opheylissem vor Ort und haben engagierte Botschafter des guten Geschmacks kennengelernt, die sich für traditionelle Produkte und unverfälschte Rezepte einsetzen. Ob der einzig wahre Reisfladen mit Rohmilch aus Verviers oder die ‘glücklichen Fleischbällchen’ der Confrérie de Gay Boulet aus Lüttich, es geht um mehr als feucht-fröhliche Folklore, hier wird echtes Regionalmarketing betrieben – mit Herz und Schlachtruf“, berichtet Chefredakteurin Petri.
Außerdem gibt es einen kleinen „Service-Knigge“, damit der Gast beim nächsten Restaurantbesuch auf die kleinen kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen, Belgiern und Niederländern vorbereitet ist. Dazu kommt auch das Städtespecial zu Aachen, Lüttich und Maastricht, in dem die Redaktion ihre Lieblingsadressen vorstellt.
12.000 Hefte liegen nun im Buchhandel aus. „Für die kommende Ausgabe haben wir uns vorgenommen, verstärkt die belgische Provinz Limburg ins Auge zu fassen. Der Hasselter Raum trumpft derzeit sehr stark auf, daher haben wir ihn verstärkt auf der Agenda“, so Petri, die seit 13 Jahren zum Team des Gastroguide gehört und der aktuellen Köchegeneration ein gutes Zeugnis ausstellt: „Es hat sich vieles verändert und es weht nach wie vor ein frischer Wind. Viele sind mit Herzblut und guten Ideen dabei.“ Fest steht für sie, dass es in der Euregio die Mischung macht: „Es gibt viele nette Sachen und darunter auch einige Flaggschiffe.“ (hegen)