Das Vier-Sterne-Hotel in diesem mittelalterlichen Anwesen ist ein echtes Schmuckstück geworden: „Die Restaurierung dauerte 16 Jahre länger als geplant, aber es ist zu einem Traumstandort geworden“, sagte Eigentümer Richard Sleurs kürzlich der Tageszeitung „Het Laatste Nieuws“. 34 Übernachtungsmöglichkeiten (Suiten, Zimmer, Appartements) sind entstanden, die der bekannte Dekorateur Pieter Porters eingerichtet hat. Und auch in den Personalfragen geht der Unternehmer kein Risiko ein.
Generaldirektor Egide Cordie war Maître im Königlichen Palast. Er hat die Hotelfachschule von Spa besucht und anschließend bei den ehemaligen belgischen Top-Adressen Scholteshof, Le Chêne Madame oder dem Clos Saint-Denis gearbeitet. Cordie war es, der im November Kontakt mit Gary Kirchens aufnahm, um ihn aus Brüssel nach Sint-Truiden zu locken. Seit viereinhalb Jahren war der Ostbelgier in diesem traditionsreichen Haus in der Landeshauptstadt als Küchenchef tätig. Die Villa Lorraine war 1972 das erste Restaurant, das außerhalb von Frankreich den dritten Michelin-Stern erhielt. Heute hat das Haus in Uccle einen Stern.
1997 hatte Sleurs das Schloss unweit von Sint-Truiden gekauft. Bei der Renovierung musste er viele Hürden aus dem Weg räumen, sowohl administrativer als auch baulicher Natur: „Die ursprüngliche Absicht war es, unserem Sohn unser damaliges Metallbauunternehmen zu überlassen und das Schloss für unsere Tochter zu kaufen, die Hotelmanagement studierte. Nachdem unsere Tochter drei Jahre lang in der Schweiz Hotelmanagement studiert und dann sofort in einem Hotel gearbeitet hatte, entschied sie sich, in der Schweiz zu bleiben“, so der 73-Jährige.
Am 1. März beginnt sein Arbeitsverhältnis in Sint-Truiden, am 7. März soll das Schlossrestaurant die Pforten öffnen. Dieses wird den Namen „Aurum by Gary Kirchens“ tragen. Mehrere Kollegen begleiten ihn auf seinem Weg ins Hespengau. „Wir werden eine Küchenbrigade von fünf Personen haben und im Service mit vier Mitarbeitern starten“, sagt der Eupener, der einst im Delcoeur in der Gospertstraße in der Gastronomie Fuß fasste. Er soll für eine kreative Speisekarte sorgen und für jeden Anlass eine maßgeschneiderte Lösung bieten. „Unsere Ambitionen sind ehrgeizig und wir alle in unserer Top-Equipe hoch motiviert. Ein Stern auf Anhieb ist aber kein Muss“, betont Kirchens, der sonntags auch einen Brunch anbieten wird. Er will vor allem Produkte aus der Region veredeln und das Gemüse im eigenen Schlossgarten anbauen. Für den angegliederten Festsaal wird er nicht zuständig sein.
Nach seinen Lehrjahren in der ostbelgischen Heimat war er 2007 ins Oustau de Baumanière in Baux de Provence gegangen. Dieses sorgte im Januar für Schlagzeilen, weil es den dritten Stern erhielt. Kirchens kochte bei dem legendären Pierre Gagnaire in Courchevel und unter den Fittichen von Sylvestre Wahid, einem Ducasse-Schüler, im Le Strato in Courchevel. Vor der Rückkehr ins Heimatland bildete er sich drei Jahre im Le Cinq im Four Seasons Hotel George V. in Paris an der Seite von Eric Briffard weiter und wurde dort zum jüngsten Chef de Partie aller Zeiten. An der Seite von Christian Le Squer wurde dann der dritte Stern zurückerobert.
In Brüssel hatte er sich zuletzt die eine oder andere Immobilie angeschaut, um eventuell den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. „Als ich dann diese traumhafte Kulisse gesehen habe, war dieses Projekt sofort eine Herzensangelegenheit“, sagt der Blondschopf am Wochenende gegenüber dem GrenzEcho.
Die Hauptstadt will er aber noch nicht ganz verlassen, da seine Freundin dort lebt. In Sint-Truiden will er eine Wohnung beziehen, um möglichst nahe an der Wirkungsstätte zu sein, die ihm in den nächsten Wochen und Monaten viel abverlangen wird, um das Projekt auf die richtigen Gleise zu setzen.
Nach viereinhalb Jahren zieht Gary Kirchens einen positiven Schlussstrich unter das Kapitel Brüssel. „Es war eine tolle Erfahrung. Ich habe viel gelernt, was mir helfen wird, künftig Fehler zu vermeiden, die ich hier noch gemacht habe. Beispielsweise hat das Management des Ganzen hier viel zu viel Zeit in Anspruch genommen.“ (hegen/Foto: Kasteel van Ordingen)