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Alexander Braun verlässt das Ambassador: lieber Wein statt Herd

Die Wege des Restaurants „Le Gourmet“ im Hotel Ambassador Bosten und die von Alexander Braun werden sich Ende des Monats definitiv trennen. Der 35-jährige Küchenchef bestätigte dem GrenzEcho gegenüber dementsprechende Gerüchte, nachdem die gastronomische Ausrichtung des Traditionshauses sich in den letzten Wochen spürbar verändert hatte.

Das Restaurant stand zuletzt nur noch Hotelgästen offen, die eine korrekte, aber einfache Küche geboten bekamen, die nicht mehr die Handschrift Brauns erkennen ließ. „Ende August ist Schluss und ich möchte nicht verhehlen, dass ich über den Verlauf meines Engagements enttäuscht bin, weil ich mir die Entwicklung anders vorgestellt hatte. Die Vision und das Potenzial waren da, doch wurde die Vision am Ende nicht mehr auf beiden Seiten getragen“, sagte der ambitionierte Koch zum bevorstehenden Aus.

Gründe für den Kurswechsel seien wirtschaftlicher Natur gewesen, da durch die hohe Kostenstruktur ein wirtschaftliches Arbeiten kompliziert gewesen sei. Außerdem werde es immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden, mit dem sich ehrgeizige Ziele verwirklichen lassen.

Alexander Braun (rechts, hier im Weingut Josten & Klein) verlässt Ende des Monats das Ambassador Hotel, um sich verstärkt dem Weinhandel und anderen Projekten zu widmen. Foto: Verena Zimmermann Fotografie

Alexander Braun (rechts, hier im Weingut Josten & Klein) verlässt Ende des Monats das Ambassador Hotel, um sich verstärkt dem Weinhandel und anderen Projekten zu widmen. Foto: Verena Zimmermann Fotografie

Anfang November 2016 war Braun als Restaurantdirektor – in Neudeutsch: Food & Beverage Manager – vorgestellt worden. Seitdem verantwortete er das Ess- und Trinkangebot im Vier-Sterne-Hotel in der Eupener Unterstadt am Zusammenfluss von Weser und Hill, wo er selbst seine Lehre gemacht hatte, bevor er anschließend in verschiedenen Sternehäusern arbeitete und dann das „Duo im Rotterwäldchen“ eröffnete. Dies war von den Kritikern des Gault&Millau nach nur zwei Jahren Selbstständigkeit mit 15 von 20 möglichen Punkten gewürdigt worden. Er übernahm 2013 von Arthur Genten das Delcoeur und erlitt am neuen Standort in der Eupener Innenstadt Schiffbruch.

Bei Brauns Dienstantritt standen die Zeichen an der Ecke Haasstraße/Malmedyer Straße auf Veränderung. Der Speisekarte im Traditionshaus hatte er einen ganz neuen Anstrich verpasst und die Weinkarte zu neuem Leben erweckt. Dabei ließ er Ambitionen erkennen. Die Ziele von Geschäftsführerin Wing He waren anspruchsvoll. Das Restaurant „Le Gourmet“ war über Jahre hinweg die Top-Adresse und sollte es wieder werden. Braun folgte ihren Vorstellungen: moderne Garmethoden, perfekt angerichtete Teller und ein Koch, der seine Kreativität mit besten Produkten auslebt. Doch steckte gelegentlich der Wurm drin und konnten die hohen Erwartungen aus verschiedenen Gründen nicht erfüllt werden.

Mit Wein handeln, unterrichten und natürlich weiter kochen

Im September schlägt Braun nun ein neues Kapitel auf. Zunächst wird er sich verstärkt um seinen Weinhandel kümmern, dessen Angebot sich durch eine Kooperation mit „Moulin à Vins“ in Verviers spürbar erweitert hat. Auf der anderen Seite wird er weiter kochen. „Mit Hochzeiten, dem Streetfood-Event, verschiedenen Kochateliers und Weinabenden ist der September schon richtig voll“, freut sich Braun, der am Zentrum für die Aus- und Weiterbildung im Mittelstand unterrichtet, über die neue Flexibilität.

Ein neues Restaurant ist nicht sein primäres Ziel. „In Eupen ist die Konkurrenz ohnehin groß. Hier gibt es für alle Preisklassen ab zehn Euro pro Person genügend Angebote“, stellt er fest. Andererseits seien die Menschen offener geworden für seine moderne Küche, die zu Beginn der Duo-Tage noch häufig auf Unverständnis stieß. Auch sei das Interesse an der Gastronomie größer geworden. „Mir wird wichtig sein, dass meine Zukunft vielfältig ist und ich neben dem Weinhandel, der sich im privaten und professionellen Bereich gut entwickelt, mehrere Standbeine habe. Ich habe in der letzten Zeit festgestellt, dass die Leute auf Eventgastronomie stehen, sei es im privaten Rahmen oder an ungewöhnlichen Orten.“ Das Ganze wird unter dem Namen „Zweitraum“ firmieren.

Und sollte ein Restaurant noch einmal für ihn ein Thema werden, dann hat er dafür eine konkrete Vorstellung: „Es würde kein klassisches Restaurant mit gebügelter Tischdecke sein. Leckeres Essen und ästhetische Teller würde es natürlich geben, aber nur mit wenigen Öffnungszeiten, sodass jeder Besuch ein Event wäre. Top-Essen im entspannten Rahmen also… und das am liebsten in privater Wohnstube, wo man im direkten Austausch mit den Gästen steht und dann eher Gastgeber als Koch ist. Ich glaube, dass ein solches Konzept in Eupen funktionieren würde.“ (hegen)

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