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Wie der Kaffee nach Europa kam

Schwarz, mit Zucker oder einem Schuss Milch: Kaffee ist heute allgegenwärtig. Das war nicht immer so. Für ihren Weg vom Süden Äthiopiens bis in belgische Küchen brauchte die Bohne Jahrhunderte.

Es ist ein Klassiker unter den Flirtversuchen: «Darf ich dich zu einem Kaffee einladen?» Aber lange Zeit war Kaffee hierzulande keine Selbstverständlichkeit. Eine kleine Genussgeschichte:

ANFÄNGE: Als ursprüngliche Heimat des Kaffeebaums gilt die Provinz Kaffa im Süden Äthiopiens. Umherziehende Nomaden kauten die Früchte. Auch die Idee, aus Kaffeebohnen ein stimulierendes Getränk zuzubereiten, stammt aus Afrika. Spätestens bis zum 15. Jahrhundert kamen dann auch Araber auf den Geschmack. Vor allem der heutige Jemen setzt damals auf den Anbau von Kaffee und den Export. Die Hafenstadt Mokka wird Hauptumschlagplatz. Mit der Pilgerfahrt nach Mekka findet Kaffee in der islamischen Welt immer mehr Liebhaber.

SPRUNG NACH EUROPA: Orientreisende interessieren sich im 16. Jahrhundert immer mehr für den Kaffeegenuss. 1582 schreibt ein Augsburger Arzt nach seiner Reise in den Vorderen Orient über die Wirkung. Ein venezianischer Kaufmann wittert ein gutes Geschäft und führt den Kaffee Anfang des 17. Jahrhunderts in seiner Heimat ein: 1647 eröffnet in Venedig das berühmte «Café Florian». 1652 hat London sein erstes Kaffeehaus, 1671 folgt Marseille, 1673 Bremen, 1677 Hamburg und 1683 Wien. Kaffeehäuser werden zum Treffpunkt für Künstler und Gelehrte.

IDEENKLAU: Araber und Türken hüten die Kaffeeproduktion wie ein Staatsgeheimnis. Doch geschäftstüchtige Niederländer gelangen mit List und Bestechung an die Pflanzen und ziehen sie in Gewächshäusern. Zur Wende zum 18. Jahrhundert beginnen sie mit der Anpflanzung in ihren Kolonien, zum Beispiel im heutigen Sri Lanka und in Surinam. Portugal folgt in Brasilien, England auf Jamaika, Spanien unter anderem in Guatemala, Mexiko, Kolumbien und auf Puerto Rico. In Europa bleibt das Getränk zunächst ein Luxus. In Westeuropa wird Kaffee mit Beginn der Industrialisierung aber auch zum Nahrungsersatz für breitere Schichten der Bevölkerung: Arme Leute löffeln Kaffee-Brotsuppe gegen Hunger und Erschöpfung.

TO GO: Heute ist Kaffee ein Allerweltsgetränk, die Bohnen werden in mehr als 70 Ländern angebaut. Moderne coffee bars haben die traditionelle Kaffeehauskultur weitgehend abgelöst. In Belgien gehört Kaffee zum Standard, egal ob zu Hause oder im Büro. Auch wenn der Filterkaffee noch dominiert: Kapsel und Co. sind auf dem Vormarsch. Zudem steigt die Nachfrage nach fair gehandeltem und Bio-Kaffee.

CARAMEL-LATTE: Die Genießer aus den ersten Kaffeehäusern Europas wären darüber erstaunt, wie sich ihr Lieblingsgetränk entwickelt hat. Ob mit Milch, Eis, Eierlikör oder Sahnehäubchen: Die Liste der Variationen ist lang. Und sie wird immer länger, seit Iced Caramel Macchiatos, Flavored Latte und Cappuccino-Kakao-Zwitter in den coffee bars der Innenstädte Einzug gehalten haben. (dpa)

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