Gourmet

Nicht nur zur kalten Jahreszeit: Aachener Printe hat immer Saison

Die Plätzchen sind klein und enthalten eine ganze Ladung von Gewürzen: Zimt, Anis, Piment, Kardamon, Nelken und Koriander verstecken sich im Teig und verleihen den kleinen Kuchen eine besondere Note. Wer jetzt an die Adventszeit denkt, ist jedenfalls in Aachen verkehrt. Denn hier ist die Printe ein Ganzjahresgebäck und wird auch in Sommermonaten in Geschäften, die ausschließlich diese Spezialität anbieten, verkauft. Die süßen Stücke gibt es mit und ohne Schokolade, mit rosa Pfeffer oder Nüssen bestreut, als rechteckiges Plätzchen oder in anderen Formen.

«Jeder Printenbäcker hat sein Geheimrezept», berichtet Carmen Roebers, die das Phänomen in einer Ausstellung beleuchtet. Die Zusammensetzung der Gewürze variiert von Fall zu Fall. Auf jeden Fall müssen Kandiszucker-Krümel drin sein, die dem Gebäck einen knirschenden Biss verleihen. In Aachen ist die lokale Spezialität allgegenwärtig. Das schildert das Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum Aachen in seiner Ausstellung «Nicht nur zur Weihnachtszeit… Aachen und die Printe». Der ursprünglich geplante Beginn am 29. Mai verzögert sich etwas wegen der Corona-Pandemie. Am 29. August soll die Schau enden.

Der Geschmack würzt auch andere Leckereien wie Bonbons, Senf, Streusel, Speiseeis, Likör, Pfeifentabak oder Tee. Auch Sauerbraten und Nachspeisen gibt die Printe eine besondere Note. Ursprünglich soll das Gebäck einmal ein Pilgerbrot gewesen sein. Es ist, einmal hart geworden, fast unbegrenzt haltbar. Im Mittelalter pilgerten ganze Völkerscharen aus allen Teilen Europas nach Aachen. Auch in diesem Jahr sollte es die alle sieben Jahre stattfindende christliche Heiligtumsfahrt geben. Doch wegen der Corona-Pandemie wurde die Wallfahrt auf 2023 verschoben.

Eine Mitarbeiterin des Printen-Herstellers Nobis garniert eine Printe mit dem Schriftzug „Gruß aus Aachen“. Mehr als 4.500 Tonnen Aachener Printen werden jedes Jahr gebacken. Das Lebkuchen-Plätzchen ist vor allem zu Weihnachten gefragt. In Aachen aber das ganze Jahr. Foto: Oliver Berg/dpa

Nicht aber die dazu geplante Ausstellung über Printen. Hier berichten geschnitzte Backformen von der Jahrhunderte alten lokalen Tradition: Ein Model in Herzform aus dem späten 17. Jahrhundert ist die älteste Printen-Form, es gibt auch Formen von Damen, Kavalieren, Kutschen oder religiösen Motiven wie den Heiligen Drei Königen. Heute werden auch Autos aus Printenteig gefertigt, zu Ostern Hasen und im Frühling Marienkäfer und Schmetterlinge.

Pro Jahr werden in Aachen mehr als 4.500 Tonnen Printen produziert, wie der Ausstellungskatalog berichtet. Besonders viel los ist natürlich zur Weihnachtszeit. «Wir verschicken weltweit», sagt Heiner Nobis von der gleichnamigen Printenbäckerei.

Als erste regionale Spezialität in Nordrhein-Westfalen bekamen die Aachener Printen 1997 von der EU das Gütesiegel g.g.A. als «Geschützte geografische Angabe». Um dieses regionale Label zu tragen, darf der braune Lebkuchen nun seit bald 25 Jahren nur in Aachen und einigen Nachbarstädten mit bestimmten Zutaten und Verfahren hergestellt werden.

Um das zu überwachen, haben sich vierzehn Bäckereien und große Betriebe im Verein zum Schutz der Herkunftsbezeichnung Aachener Printen vereint. Andere Spezialitäten mit dem Siegel g.g.A. sind Dortmunder Bier oder das Kölner Kölsch, Düsseldorfer Senf oder Westfälischer Pumpernickel.

Das süße Souvenir ist gefragtes Mitbringsel: «Die Touristen kommen nicht wegen der Printe nach Aachen, fahren aber nicht ohne wieder nach Hause», berichtet Nobis. Das Gebäck ist auch ein lokales Identifikationsobjekt. Im Zentrum von Aachen steht sogar das Denkmal eines Printenmädchens. Dass die Printe vor allem für Touristen da ist, weist eine Verkäuferin von sich und sagt: «Der Öcher liebt seine Printe in jeder Form». Sie verkauft Printenhonig. (dpa/Foto: Oliver Berg/dpa)

Das könnte Sie auch interessieren