Wer Eupen Richtung Raeren über den Schönefelderweg verlässt, der passiert am Ortseingang zwangsläufig das Waldrestaurant, unmittelbar vor der Schießanlage, der Grillhütte und den Amateurfußballplätzen. Das Waldrestaurant ist das, was man gemeinhin ein Traditionshaus nennt – mal eher als Kneipe, mal als Ausflugslokal oder auch mal als gutbürgerliches Restaurant geführt. Die zahlreichen Pächterwechsel in den vergangenen Jahren waren mit Höhen und Tiefen, mit Neueröffnungen und Konkursen, verbunden. 112 Jahre ist die Geschichte des Hauses alt, das bis 1995 als Waldhotel firmierte und seitdem Waldrestaurant heißt.
Im Mai des vergangenen Jahres übernahm Valdet Gashi mit seiner Frau die Immobilie. Der Kosovo-Albaner fügte dem Namen „Waldrestaurant“ die Zahlenfolge 222 hinzu, die Hausnummer des Anwesens auf der linken Straßenseite. Valdet Gashi hatte vor seinem Schritt in die Selbstständigkeit fünf Jahre im Ratskeller und anderthalb Jahre in der Brasserie Paparazzi in der Eupener Innenstadt gearbeitet, war in der Szene also alles andere als ein Unbekannter. Die Handschrift der dortigen Kreationen, die unter seiner Führung die Küche verließen, erkennt man auch jetzt am neuen Standort wieder. Dort hat er seine Karte aber breiter aufgestellt und verfeinert.
So präsentiert sich das Tagliata de boeuf im Waldrestaurant 222.
Natürlich steht das Haus im vorderen Brasserie-Bereich allen Leuten offen, die nach einer Wanderung im angrenzenden Wald ein Softgetränk, einen Kaffee oder ein Bier vom Fass trinken möchten, doch haben es die neuen Betreiber wieder geschafft, das Waldrestaurant auf die gastronomische Landkarte in Eupen zu setzen. Neben dem Mittagstisch, der in der Woche für (preiswerte) Abwechslung sorgt, umfasst das Angebot Suppen, Salate und Nudelvariationen sowie die klassischen Brasserie-Gerichte wie Hamburger, Filét Americain oder Boulette à la liégeoise. Verschiedene Scampi-Variationen, Jakobsmuscheln oder Krevettenkroketten gibt es als Vorspeise. Aber auch einige Fisch- und zahlreiche Fleichgerichte warten auf den Gast. Für die Kids gibt es mehrere Vorschläge. Das vollständige Angebot gibt es auf der Facebook-Seite des Restaurants.
Bei unserem Besuch am Samstagabend war das Haus bis auf den letzten Platz besetzt und man schaute überwiegend in zufriedene Gesichter. Wir entschieden uns nach einem Aperol Spritz (5,90 Euro) für ein Côte à l´os. Das 1,2 kg Stück wird für zwei Personen (49 Euro für zwei Personen) mit drei verschiedenen Saucen (nach Wahl), Fritten und Salat gereicht und dürfte selbst für dem größten Gourmand unter den Gourmets reichen. Der recht hohe Fettanteil sorgte dafür, dass das Rippenstück schön saftig auf dem Teller landete, nachdem es vom Kellner in seiner Ganzheit am Tisch präsentiert worden war.
Die Weinkarte bietet eine nette Auswahl im Einsteigerbereich (ab 20 Euro/die Weine der „Domaine de la Baume“ aus dem Languedoc sind vorbehaltlos zu empfehlen) sowie im höheren Preissegment, doch fehlt ihr ein wenig die Substanz in der Mittelklasse. Die Einrichtung ist nahezu unverändert geblieben, bedurfte aber auch keiner Erneuerung, da der vorherige Mieter hier Hand angelegt hatte. Die großzügig bemessene Terasse dürfte in den kommenden Wochen und Monaten wieder zum Einsatz kommen. Der junge Service ist freundlich, aufmerksam und engagiert. (hegen)
