Gourmet Tipps & Tricks

Einstellungssache: Mit Diabetes genussvoll essen

Die Diagnose Diabetes ist für Betroffene zunächst oft ein Schock. Viele glauben, sich bis ans Ende ihrer Tage an eine strenge und vor allem eintönige Diät halten zu müssen, um die Stoffwechselkrankheit in den Griff zu bekommen. Fasten statt genießen also – doch stimmt das? «Nein, das ist definitiv falsch», sagt die Ökotrophologin Astrid Tombek. Genuss ist nach ihren Angaben bei der Ernährungstherapie des Typ-2-Diabetes sogar sehr wichtig. Wer das Essen nicht als Gaumenfreude empfinde, könne mittel- und langfristig nicht die ärztlichen Ernährungsempfehlungen umsetzen.

Typ-1-Diabetes ist zumeist erblich bedingt. Betroffene benötigen aufgrund eines Insulinmangels lebenslang Insulin-Injektionen. «Hier muss die richtige Insulindosierung gefunden werden, was von Fall zu Fall verschieden ist», erklärt Tombek. Zudem gehe es darum, zwischen dem Spritzen von Insulin und den Mahlzeiten individuell unterschiedliche zeitliche Abstände einzuhalten. Beim weit überwiegenden Teil der Diabetiker liegt aber ein Typ-2-Diabetes vor. Er tritt meist nach dem 40. Lebensjahr auf, ist ebenfalls häufig genetisch bedingt, und zugleich verbunden mit wenig körperlicher Bewegung und starkem Übergewicht.

Idealerweise Vollkorn: Eine Diabetes-Diagnose heißt nicht, dass man auf Kohlenhydrate verzichten muss. Foto: Christin Klose/dpa

Schmackhafte und ausgewogene Mischkost

In solchen Fällen ist erst einmal Abnehmen angesagt. «Das funktioniert am besten mit einer schmackhaften und ausgewogenen Mischkost», sagt die Kochbuch-Autorin und Fachjournalistin Kirsten Metternich von Wolff. Diabetiker brauchen sich der Expertin zufolge auch in der Familie keine eigenen Mahlzeiten zuzubereiten. Ihre Ernährungsweise ist nicht groß anders als die von Gesunden. Im Klartext heißt das: Möglichst wenig Zucker, wenig fettes und vor allem rotes Fleisch, wenig Wurstwaren, wenig fettreiche Milchprodukte und kein Fast Food – stattdessen viel Gemüse, frische Blattsalate und mageres Fleisch. «Statt Wurst kann man fettreduzierten Käse oder einen Quarkaufstrich nehmen», schlägt Tombek vor. Studien hätten gezeigt, so die Expertin, dass die mediterrane Ernährung auch für Diabetiker positiv ist. Das heißt: neben Gemüse auch Fisch, Nüsse, Olivenöl und frisches Obst verarbeiten. Bei Obst sollte man unbedingt auf die Menge achten, da einige Sorten einen hohen Fruchtzucker-Anteil haben, rät Metternich von Wolff. Viel Fruchtzucker steckt etwa in Bananen und Weintrauben.

Kein Low Carb nötig

Auch ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornbrot und Hülsenfrüchte sollten auf den Tisch kommen. Laut der Autorin ist es ein weit verbreiteter Irrglaube zu denken, Diabetiker müssten die Low Carb Diät praktizieren, also möglichst wenig Kohlenhydrate essen. Richtig sei vielmehr, dass ballaststoffreiche Lebensmittel wie Pellkartoffeln oder Produkte aus Vollkorngetreide auf den Speiseplan gehören. Durch sie könne zum einen der Blutzuckerspiegel gemäßigter verlaufen. «Zum anderen sorgen sie dafür, dass man bei weniger Kalorien satt wird», so Tombek. Ein Ernährungsberater könne Diabetes-Patienten Tipps für den Alltag geben.

Essrituale mit besserer Qualität

Bei der Ernährungstherapie für Diabetiker gilt: Bewahren, was für die Lebensqualität wichtig ist, aber ungünstige Muster ändern. «Beispielsweise kann überflüssige Energieaufnahme, die aus Gewohnheit oder Langeweile erfolgt, einfach weggelassen werden», erklärt Tombek. Wer aus Gewohnheit jeden Abend Schokolade isst, sollte darauf verzichten. «Alternativ kann man bestimmten Essritualen auch eine bessere Qualität geben», so Tombek. Dann gibt es beispielsweise statt fetthaltigen Chips besser gesündere Nüsse. Eine weitere Grundregel: «Energiedichte Lebensmittel, also Lebensmittel mit hohem Zucker- und beziehungsweise oder hohem Fettgehalt durch nährstoffdichte Lebensmittel, also ballaststoff- und eiweißreiche Produkte ersetzen», sagt Tombek.

Süßer Geschmack ist erlaubt

Das heißt aber nicht, dass es nicht auch süß schmecken darf. «Bei Backrezepten lässt sich Zucker leicht durch Süßstoffe oder Erythrit austauschen oder zumindest teilweise ersetzen», sagt Metternich von Wolff. Vorsicht bei Obstsäften und Smoothies: Sie können durch den hohen Zuckeranteil zu ungewollten Blutzuckerspitzen führen. Beim Kochen sei eine schonende Zubereitung wichtig, so Tombek. Bedeutet: nicht zu lange und zu dunkel braten und nicht überall Sahne dazugeben. Eine Ernährungsumstellung funktioniert nur, wenn man diese dauerhaft durchhalten kann, betont Tombek. Sie muss glücklich machen. Natürlich dürfen sich auch Diabetiker dann und wann mal kleine Ausrutscher erlauben und essensmäßig über die Stränge schlagen, so Metternich von Wolff. Zum Ausgleich ist mehr Bewegung angesagt. Und am nächsten Tag geht es mit den neuen gesunden Gewohnheiten weiter. (dpa/Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Das könnte Sie auch interessieren