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Das „schanz. restaurant“ bekommt dritten Stern, das „Vendôme“ verliert ihn

Im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen gibt es kein Restaurant der absoluten Weltspitze mit drei Sternen mehr. Der langjährige und zuletzt einzige Träger dieser Auszeichnung in NRW, das «Vendôme» in Bergisch Gladbach, wurde in der neuen Ausgabe des Restaurantführers Guide Michelin 2022 auf zwei Sterne heruntergestuft, wie der Verlag am Mittwoch bei der Präsentation der neuen Ausgabe mitteilte. Bundesweit können nur neun Restaurants mit der höchsten Auszeichnung des Gourmetführers für sich werben.

Insgesamt fanden die Tester lobende Worte für die «beeindruckende Beständigkeit der Qualität deutscher Gastronomie». Viele Gastronomen in NRW hätten ihre Betriebe «kämpferisch und kreativ» durch die fortgesetzte Corona-Krise geführt und dabei das hohe Niveau gehalten, sagte eine Verlagssprecherin.

Bundesweit 46 Restaurants erhielten zwei Sterne, davon vier in NRW: Neben dem «Vendôme» sind das – wie bereits im Vorjahr – das «Ox & Klee» und «Le Moissonnier» in Köln sowie das «Rosin» in Dorsten von Fernsehkoch Frank Rosin.

Die Herabstufung des «Vendôme» sei nach sehr gründlicher Abwägung und mehreren Tests des Hauses erfolgt. «Aber wir kennen das außerordentliche Talent von Joachim Wissler», sagte die Sprecherin. «Wir hoffen, dass sich die Tendenz wieder verbessert. Die Tür ist nicht zu.» Wissler leitet seit dem Jahr 2000 das Gourmetrestaurant im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg.

Joachim Wissler Foto: Henning Kaiser/dpa

Bewegung gibt es 2022 bei den Ein-Sterne-Lokalen in Nordrhein-Westfalen: 52 Restaurants können in diesem Jahr NRW-weit mit einem Michelin-Stern werben. Sechs Lokale sind dabei neu dazugekommen – in Großstädten wie Düsseldorf («Phoenix»), Duisburg («Mod by Sven Nöthel»), Dortmund («The Stage») und Wuppertal («Shiraz»), aber auch in Erkelenz («Troyka») und Kerpen («Schloss Loersfeld»). Zwei mussten ihren Stern abgeben («Palmgarden», Dortmund und «Fritz‘ Frau Franzi», Düsseldorf).

Alexander Hoppe vom Shiraz in Wuppertal reagierte begeistert auf die Verleihung eines Sterns: «Das ist ein Riesentraum der endlich in Erfüllung geht. Wir haben als Team lange daraufhin gearbeitet», sagte er. «Für einen Koch ist das ein Lebenstraum.»

Die Gesamtzahl der Sternelokale in NRW wächst damit leicht von 52 im Vorjahr auf 56, wobei Köln und Düsseldorf ihre Position als Gourmet-Hochburgen verteidigen – mit leichtem Vorsprung für Köln. Direkt in der Stadt und im nahe gelegenen Bergisch Gladbach sind drei der vier Zwei-Sterne-Lokale angesiedelt. Hinzu kommen elf Ein-Sterne-Lokale in Köln im Vergleich zu zehn in Düsseldorf.

Trotz und wohl auch wegen der Corona-Krise haben sich im vergangenen Jahr so viele Spitzenköchinnen und -köche einen Michelin-Stern für ihr Restaurant erkocht wie nie zuvor. So sind im neuen Restaurantführer «Guide Michelin» erstmals 327 Restaurants mit den begehrten Sternen ausgezeichnet worden. Im vergangenen Jahr lag die Zahl noch bei 310 Restaurants. Ein Grund für vielen Sterne sei die Corona-Krise, sagte der Direktor des «Guide Michelin» für Deutschland und die Schweiz, Ralf Flinkenflügel, der Deutschen Presse-Agentur. Viele hätten sich in der Zeit hinterfragt und das habe der Kreativität in den Küchen gut getan.

Neu in den Reigen der Drei-Sterne-Restaurants hat es eine Gourmetküche aus Rheinland-Pfalz geschafft: Das «schanz. restaurant.» im Weinort Piesport hat mit seiner Küche auf «Weltklasse»-Niveau einen weiteren Stern geholt und ist damit in die Spitze der deutschen Gastronomie geklettert. «Es ist unfassbar, muss ich sagen. Jetzt drei Sterne zu bekommen – das ist ein ganz großer Traum, der hier in Erfüllung geht. Das ist ganz groß», sagte Küchenchef Thomas Schanz nach der Verleihung.

Erstmals sind außerdem in diesem Jahr zwei Sonderpreise vergeben worden. So bekam das Münchner Restaurant-Ensemble «Tantris» und «Tantris DNA» den «New Opening Award» für die beste Neueröffnung. Beide haben zudem bei den Sternen abgestaubt und sich zwei Sterne («Tantris») und einen Stern («Tantris DNA») erkocht.

Der zweite Sonderpreis geht in den hohen Norden. Spitzenkoch Johannes King vom «Söl’ring Hof» auf Sylt darf nun aufgrund seines besonderen Engagements für den Nachwuchs den «Chef Mentor Award» sein Eigen nennen.

Die ersten Michelin-Sterne in Deutschland wurden 1966 verliehen. Neben dem «Guide Michelin» erscheint auch der Restaurantführer «Gault&Millau» regelmäßig als wichtiger internationaler Gourmet-Ratgeber.   (dpa/Foto: Marcus Brandt/dpa)

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