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Silvester 2016: Champagner, Sekt, Prosecco, Cava oder doch ein Crémant?

Viele Menschen stoßen in der Silvesternacht mit einem Glas Schaumwein auf das neue Jahr an. Doch viele zweifeln im Supermarkt vor dem Regal mit den prickelnden Weinen, zu welchem sie greifen sollen. Wir baten Arthur Genten um eine Einschätzung. Der 60-Jährige führt das Hotel Sleepwood mit Restaurant Fine Food in Eupen, er hat eine Ausbildung zum Sommelier absolviert und ist im Weinverkauf tätig.

Champagner, Sekt, Prosecco, Cava oder doch ein Crémant? Was empfehlen Sie?
Bei Blindverkostungen lasse ich immer wieder gerne einen Champagner gegen einen deutschen Winzersekt, einen spanischen Cava oder einen elsässischen bzw. belgischen Crémant antreten. Und jedes Mal gewinnt das bessere Produkt: das am feinsten perlt, das ausgewogen in Säure und Mineralität ist, im Mund Länge zeigt. Und es ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks: herber oder etwas süßer; stark prickelnd oder eher sanfter, mehr nach Wein schmeckend oder spritziger, …

Sommelier Arthur Genten Foto: dpa/Christian Charlier

Sommelier Arthur Genten empfiehlt eher einen guten Sekt als einen günstigen Champagner. Fotos: dpa/Christian Charlier

Gilt der Champagner zurecht als die Krönung des Genusses?
Champagner gilt als der Rolls Royce unter den Schaumweinen, was bedeutet, dass um den Champagner schon immer viel Trara gemacht worden ist. Alleine die Tatsache, dass ein Schaumwein nur dann Champagner genannt werden darf, wenn er aus dem besagten Gebiet kommt, lässt tief blicken. Der Mythos Champagner ist immer hoch gehalten worden, als ein Getränk, mit dem man Erfolge und gute Geschäfte begießt; als das Getränk, mit dem Freundschaften oder Liebschaften besiegelt werden.

Was unterscheidet einen Champagner vom Rest der Schaumweinkonkurrenz?
Champagner und guter Sekt unterscheiden sich kaum voneinander. Im Geschmack gibt es Nuancen. Einen großen Unterschied finden wir bei den billigen Schaumweinen, die industriell hergestellt werden. Zwar wird Champagner auch nicht mehr von Hand „gerüttelt“, aber die Herstellung ist dennoch sehr handwerklich. Billige Schaumweine hingegen bestehen manchmal nur aus sehr einfachen Weinen, in die man Kohlensäure bläst.

Ist die Preisdifferenz gerechtfertigt?
Jein. Wenn ein Champagner sorgfältig gemacht ist, warum sollte er dann billig sein? Champagner ist doch Synonym von Feiern, Freude und besonderem Anlass. Dann darf es halt ein bisschen mehr kosten. Ein guter Champagner sollte mindestens hier bei uns im Geschäft 20 bis 30 Euro kosten. Für einen guten Sekt gibt man zwischen 11 und 18 Euro aus.

Gibt es noch „günstigen“ Champagner?
Bevor ich einen günstigen Champagner kaufe, greife ich zu einem guten Sekt. Da komme ich preislich mit dem Sekt immer noch besser weg und habe garantiert das bessere Produkt. Bei Champagner, der im Preis herabgesetzt wurde, befürchte ich immer einen Champagner, der schon „müde“ ist, will heißen, der schon ein gewisses Alter erreicht hat und die Qualität verliert, die einen Champagner ausmacht – seine Spitzigkeit, seine Frische, das Prickeln.

Womit stoßen Sie am 31. Dezember um Mitternacht an?
Ich befürchte, dass ich um Mitternacht schon im Bett liege, denn einer muss die Frühstücke am 1. Januar machen… (hegen)

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